Kurzer Blick zurück auf 2020: Nase gestrichen voll von der Hinhaltetaktik der Autoindustrie, was alternative Antriebe angeht. 45.000 km jedes Jahr Abgase in die Luft blasen und Ressourcen unwiederbringlich verbrennen? Seltene Erden im Motorstahl, Kobalt dem Sprit beigemischt, Abgas-“Reinigung”, die viele Monate gleich ganz abgeschaltet wird. Mit einem Motor, der physikalisch gesehen eigentlich nur Dreck und Hitze erzeugt, und nur ganz nebenbei eine Klitzekleinigkeit Bewegung. Effizient quasi Null, sowas kann man sich doch in keinem anderen Lebensbereich sonst leisten. „Herr Hoepfner, die sind einfach noch nicht so weit“, wurde ich ernsthaft beruhigt. Da war doch was faul. Ich hatte 2020 aber null Ahnung, was nun hybrid, EBV oder Plugin bedeuten – und so richtig wollte das auch niemand vermitteln, hatte man das Gefühl.
Also erst mal Diesel abgewählt. Punkt. Der nur auf dem Papier Vorteile hat, wenn man zuvor Betrugssoftware installiert. Der auch nicht wirklich weniger Energie verbraucht als Benzin, sie steckt nur etwas höher konzentriert in der braunen Flüssigkeit. Und der im Winter noch alles abschaltet, was an Mindestreinigung eingebaut ist. Hust hust! Dass man das als Radfahrer im Verkehr hinter den blauen Dreckwolken überhaupt überlebt, an den Wuppertaler Steigungen …
Kompromisse, Kompromisse … sind die nötig?
Aber die Zeit drängte, Sachzwänge hier und da und es wurde 2020 ein Hybrid-Corolla. Ja der, der von Toyota damals mit dem in Norwegen als Lüge verbotenen Begriff des „Selbstaufladens“ beworben wurde. Was natürlich Quatsch ist. Er ist ein gutes Auto. Ich hatte null Ärger damit. Verbrauchte relativ wenig. Aber der Hybrid ist eine Krücke, die unnötig den ganzen Verbrennerkram mit herumschleppt. Historisch wohl deswegen, weil man anfangs eine „aus Gründen“ bewusst klein gehaltene Batterietechnik lizenzierte, die sich ein Öl-Multi aus dem unrühmlichen Drama um den bewusst abgewürgten EV1 von GM (Warum das Elektroauto sterben musste) gesichert hatte. Erst im Bestellprozess kapierte ich, dass Hyundai oder der Prius eigentlich viel konsequenter waren. Ein Schwenk auf den Prius aber wurde vom Verkauf geradezu boykottiert. Und ja sicher, es kommt ja Wasserstoff … was ein Quatsch. Aber dieses technisch absurde AntriebsFörderdrama wäre ein eigenes Thema.
Nur – der Corolla kam nicht zum geplanten Datum. Pandemie-Durcheinander, und bei Karneval sind Autohäuser im Raum Köln nicht mehr handlungsfähig. Ich brauchte 2020 also eine Übergangslösung: Ich mietete mutig einen vollelektrischen BMW bei Starcar. Ein schon 2020 total veraltetes Elektroauto mit winziger Batterie und lahmer Ladeleistung. Starcar hatte noch weniger Plan davon als ich. Das machte es extra spannend, und ich hatte einen Mords-Spaß.
Nach der ersten Woche war mir 100% klar: Die ganzen Bedenken und Einwände der Autodealer: Bullshit! Es funktionierte super für mich. Überhaupt kein Zweifel — das ist es.
Ich hatte mit dem Hybrid-Corolla, der nur aus dem Benzintank gespeist wurde, das falsche Auto bestellt. Auch wenn die Fahrzeug-App bis zum Schluß immer was anderes suggerierte: Das ist ein 100% fossil angetriebenes Fahrzeug.
Vier Jahre lang habe ich mich dann mit dem Leasing-Kompromiss-Corolla bei jeder passierten Ladesäule – also sehr oft – an diese Elektro-Experience erinnert. Und vier Jahre lang haben mir (fast) alle weiter erklärt, dass das ja gar nicht funktioniert. Mit den ganzen Quatschargumenten aus der rechten Petrol-Ecke, die über BLÖD & Co in die Gesellschaft sickern.
E: nun muss es klappen
2024 beim nächsten Leasing-Ende ein Déjà-vu, wieder die gleiche Mühe aus den 15 Jahren zuvor, einen Antriebswechsel hinzubekommen. Beispielsweise finden wir alle gut, wenn Autos günstiger werden. Autovermieter aber nicht, weil deren Business anscheinend weniger ist, mir vernünftige Mobilität anzubieten, sondern in sehr kurzen Intervallen Massen an irgendwelchen Pkw ein- und wieder auszuflotten. Also da bin ich raus. Aber nochmal warten auf … ja was eigentlich?
Irgendwann geht einem ja auch die Zeit aus. Und im Frühjahr 2024 fragte man sich als Deutscher eh in mehrfacher Hinsicht ganz neu: Wofür steht man selbst? Wer definiert, wie ich mein Leben gestalte? Und wenn ich einen Standpunkt finde – wie realisieren ich ihn praktisch? Ich rette nicht die Welt. Aber ich kann mich verantwortungsbewusst verhalten – oder auch nicht.
PV auf dem Hausdach war eine der alternativ erwogenen Optionen der eigenen Dekarbonisierung. Unser Dach ist aber mäßig geeignet, der eigene Stromverbrauch eh niedrig. Da würde ein E‑Pkw doch einen viel direkteren, deutlichen Effekt bewirken. Mit dynamischem Stromtarif könnte er sogar helfen, das Netz zu stabilisieren. Der Akku auf Rädern ist ja potenter als alles, was man sich in den Keller stellen würde.
Neben den üblichen Verdächtigen wie VW ID, Skoda, MG etc. habe ich auch das Tesla M3 erwogen, mit dem wir schon gute Erfahrungen sammelten. Aber das Format passt nach diversen Fahrten und Kurzzeitmiete einfach nicht zu uns. Technisch aktualisiert war er auch wieder teurer als zuvor. Anfang 2024 zudem totaler Wilder Westen im Preisgefüge. Förderung weg, Preise oben, dann wieder unten …
Autokauf in drei Minuten, Lieferung in 1 Woche
Im Frühjahr dann plötzlich eine Preissenkung beim Tesla Model Y, eine 0%-Finanzierung, AHK gibt es auch. Mit nun über vier Jahren Beschäftigung mit dem Thema im Rücken daher kurz entschlossen nochmal über Nacht Probefahrt mit dem Y, den wir nie richtig auf dem Schirm hatten. Bei ähnlicher Ausstattung (ob man die braucht – andere Frage) eher auf gehobenem Golf-Niveau. Also dann bestellt – via App in ca. drei Minuten. Finanzierung nochmal eine Stunde. Etwas Austausch zu den Versicherungen, Nummernschilder online bestellt und rasant geliefert. Morgens einem Zulassungstermin aufgelauert.
Nach einer Woche (!!!) war er aus Grünheide in Dortmund und ich habe ihn abgeholt. Rausgekommen ist dabei noch eine schöne 45-km-Radtour Wuppertal-Dortmund (Komoot-Track hier).
In dieser Zeit ist es parallel Toyota nicht einmal gelungen, mir einen Termin für die Leasing-Rückgabe zu nennen. Von dem ganzen wichtigtuerischen Autoverkäufer-Gehabe der letzten Wochen an diversen Orten mal ganz abgesehen, da bin ich nun mit 62 Jahren auch final bedient, lebenslange Fehlberatung. Dafür Gratis-Fußmatten und Schlüsselanhänger. Nie wieder.
Fast wie mein Käfer
Der (das?) Y passt auf unseren engen Stellplatz und wir fühlen uns im Handling beide wohl damit. Ladevolumen riesig. Unterm Kofferraum noch ein Riesenfach. Standardbatterie statt teurem Riesending, statt Speichermenge zählt heute sowieso eher flotte Ladeleistung unterwegs. Hinten kann man im Y sitzen (im Gegensatz zum Model 3). Heckantrieb wie mein Käfer, und noch eine Analogie: auch über der Vorderachse („Motorhaube“ trifft’s ja nicht?) nochmal Laderaum. Made in Germany, so weit es derzeit geht. Und 2022 der international meistverkaufte Pkw (über alle Antriebe, nicht nur “E”). Also gibt es von diesem “Volks-Tesla” genug Masse, dass man nicht später bei Reparaturen etc. nicht mit einem Sonderling zurückbleibt.
Technisch elegant
Trotz vier Jahren „Recherche“ habe ich mich doch in einem Punkt geirrt. Ja, der Y hat auch paar Nachteile, die mir klar waren – oder auf die ich mich einlassen musste. Ja, ich würde mir paar mehr Schalter wünschen. Das Fahrwerk ist etwas polterig. Gelsenkirchener Barock aus Plastikholz ist auch kaum zu unterbieten. Auch ist der Tesla-Chef in mancher Hinsicht noch indiskutabler als manches andere Management der Automotive-Historie. Dafür können aber die x‑tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Grünheide nix. Aber erst nach einer längeren Y‑Praxis nun wird mir klar, wie weit 2024 noch immer der Vorsprung von Tesla gegenüber den Modellen, die ich verglichen hatte, ist. Man würde es vielleicht mir Convenience bezeichnen. Ich weiß z.B. nicht einmal genau, wieviel km “Reichweite” er hat. Wofür auch.
Tschüss Inspektions-Geschäftsmodell
Eine Erlösung ist der Wegfall ritualisierter, überteuerter Inspektionen. Gibt vielleicht Herren, die solcherart Pein genießen. Ich brauche diese Schmerzen nicht. Fehler fallen spätestens in der HU auf und werden dann behoben, Bremsen/Klima alle x Intervalle gecheckt. Was will man da sonst auch „inspizieren“? Kein Wunder, dass ein Autohaus komplex-anfällige Technik lieber verkauft.
Wir haben zwar noch den vier Jahre alten Stapel Ladekarten aus der Zeit unserer damaligen i3-Miete. Damit können wir schon umgehen, und Laden bei Lidl ist (Stand jetzt) eh preislich der Knaller. Aber mit dem Tesla-eigenen Supercharger-Netz und der beeindruckenden Navi-Integration hätte ich null Bedenken, auch Neulinge damit auf eine Langstreckenfahrt zu schicken. Bei der Abholung aus Dortmund habe ich das Team direkt gebeten, den sehr leeren Neuwagen schnell wieder abzuklemmen. Nach einer Verzögerung in der Abhol-Warteschlange wollte ich endlich starten. Laut Tesla-Navi komme ich doch mit 4% Akku am Ziel an, dann passt das schon!
Das Gesamtkonzept Antrieb / Akku / Software / Ladenetz wirkt also einfach wie aus einem Guss. Kein Geprickelt, sondern neu gedacht “from scratch”. Meine Peugeots hatten nicht mal gleiche Bedienlogik innerhalb zweier Software-Tabs (da offensichtlich zusammengestückelt). Hier spricht die Heizung mit der Wärmepumpe mit der Ladeplanung mit dem Motor … und und und. Das Y wirkt so technisch unglaublich integriert, effizient und damit auch elegant. Dafür kann ich mich begeistern! Kaum einen Tag hier, gab es das erste Update mit Funktionserweiterungen Over-The-Air. Wobei OTA hier nicht für “Over The Autohaus” steht, sondern via unseren WLAN-Repeater, der über den Garten reicht.
Dass hier alles über ein Display, die Knöpfe am Lenkrad und die Sprachsteuerung bedient wird, ist vermutlich weniger eine Design-Entscheidung. Vermutlich macht das so ein Konzept die radikale technische Systemintegration überhaupt erst (und noch finanzierbar) möglich. Dinge wie eine Wärmepumpe sind beispielsweise in anderen Pkw nur eine Option, die dann wohl angestückelt wird. Hier ist sie zentral: Es ist draußen kalt, man selbst entspannt? Dann schaltet man die Fahrdynamik eine kaum spürbare Stufe runter auf “lässig”. Schon verteilt das Wärmemanagement die Temperatur etwas mehr in die Kabine statt auf die fröstelnde Batterie, der dafür gerade die anstrengende Spitzenlasten erspart bleiben. Und spart so hier ein Prozent, dort ein Prozent.
Nun muss ich nur noch die dämliche Blende über der AHK aufbekommen, der Y‑Standard-Aufreger. Aber dann zieht es 1,6 Tonnen – dafür brauchte es dann gleich mehrere Corolla!
Und nach so viel Lobhudelei darf mein Empfehlungs-Link https://ts.la/detlef192771 nicht fehlen, den du bei Probefahrten oder gar Bestellungen nutzen kannst. Wir bekommen beide einen kleinen Bonus – ich weiß aber noch nicht, was 😉