Jahresbeginn bedeutet nicht nur ganz viele Vorarbeiten für die eigenen Magazine Production Partner und Professional System und Events unter dem Claim Live Entertainment and Technology: es lockt auch die boot in Düsseldorf. Mit der Boating Unit unseres gemeinsamen Medienhauses Ebner Media Group sind wir dort ebenfalls selbstverständlich vertreten – aber ich genieße das Vorrecht, diesen Marktplatz ganz privat und ohne Themendruck besuchen zu dürfen.
Meine Mitsegler Armin und Dirk sind diesmal leider raus, d. h. ich muss ihnen ein wenig Bericht erstatten … also doch etwas Themendruck. Regina hat sich derweil bereiterklärt, ihren Ehemann unterstützend zu begleiten, da ja der emotionale Support von Armin fehlt, wenn ich seufzend vor schönen Booten dahinschmachte.
Muss sagen, das ist eine interessante Erfahrung.
Unser eigener Auftritt wird von ihr gleich kritisch kommentiert. Na das kann ja was werden. Umrahmt von den cool gestalteten Backdrops treffe ich die fröhlichen Kollegen und freue mich riesig, dass wir uns hier wiedersehen.
Dann möchte ich gleich zu Pantaenius rüber – ein Kollege von uns ist als Content Marketing Manager dort hin gewechselt.
Während ich Regina noch im Laufschritt schildere, wie sehr ich das gleichzeitig bedauere – und auch verstehe –, ist sie schon wieder ein einem anderen Thema drin:
Ob ich schon gesehen hätte, wie toll der Stand gestaltet sei? Stimmt! Aber Jan kommt wohl erst leider morgen an.
Immer begeisternd der Auftritt von Steiner. Ich weiß nicht recht, warum. Die Gläser sind halt einfach Hammer. Die nervigen Schutzkappen werden neuerdings übrigens einzeln eingeklickt und hängen nicht dauernd vor der Optik. Lässt sich aber nicht umrüsten.
Hänge noch in Gedanken dabei, was Jan und mich überraschenderweise mit einem alten Segelzentrum am Ratzeburger See verbindet, hat Regina ihre Lieblings-Gangway entdeckt: Aard, das wünscht sie sich für die Banjaard!
Ich dagegen bekomme (nochmals) den Auftrag, endlich den Hauklotz im Garten durch korrekte Gartenstufen zu ersetzen.
Dürfen sie klappbar sein?
Quer durch die Halle leuchtet es orange. Auf dem Weg dort hin echte Museumstechnik. Noch nicht die Refit Area mit ihren kunstvoll mit Rohren und Kesseln vollgestopften Dampfbooten. Sondern irgend so ein Baller-Boot, die einen auf dem Wasser unendlich nerven (nicht viel weniger an Land). Der Blick unter die Haube so eines Explosionsmotors, der vor allem irre Energiemengen in Hitze und Lärm umwandelt, ist 2023 einfach nur noch verstörend.
Direkt gegenüber der zeitgemäße Gegenpol von Torqeedo.
Aber nicht nur die Antriebe sind cool, das ganze offene und inspirierende Messestandkonzept begeistert uns:
Regina und ich stehen vor mehreren Themenwänden zu Technologie und Produkterwartungen. Wir diskutieren, überlegen, wägen ab und entscheiden. Setzen hier einen Marker, drehen dort einen Propeller. Ein richtig schönes, interaktives Messehighlight. Ganz ohne irgendwelche AV 😉
Wir vergessen nur Wand 3, das haben wir irgendwie verpeilt. Bestimmt, weil da doch noch ein Bildschirm hing statt „was echt zum anpacken“.
Keine Lust mehr auf Ruß und Staub
Technisch sind wir dann fast schon durch. Mir fällt neben den segeltypischen Solar-Panels maritime Ladetechnik auf. Regina fühlt sich zu einer neuen Küchenarbeitsplatte inspiriert. Werkzeug, Lacke und Tauwerk überall. Aber ehrlich gesagt: Von Schleifarbeiten bei 7 Grad in der Bootshalle habe ich echt die Nase voll.
Courage, Freiheit und Überlebenswille
Damit ist man schnell in der Abteilung Damen- und Herrenbekleidung angelangt. Hier und da tuschelt es an den Ständen, ob auch hier nicht mal mehr Aussteller zugegen waren? Mir scheint zumindest, dass die Anbieter hochwertiger (oder zumindest teurer) Waren gut sichtbar sind. Verschiebt sich die Masse an Kramläden noch mehr ins Internet? Selbst “Klassiker” wie NV Charts, deren Navigations-App wir gerne verwenden, sind diesmal nicht aufzufinden.
Neuentdeckungen sind so vielleicht auch leichter auszumachen. Freedom of the wind – The beauty of the sea – Courage of Ukraine: Während dies auch ein Wochenende ist, an dem weiter diskutiert wurde, ob man nun bestimmte Panzer ja oder vielleicht oder vielleicht ja aber nur als ob der Ukraine überlässt, stehen deren Segelmacher in Halle 15 und versuchen sich an einem Hauch Normalität und Umsatz. Die Oberbekleidung “Rewind” von ernst bis augenzwinkernd ist teil aus recyceltem Material gefertigt, mir gefallen ja die Windfähnchen an den Ärmeln top!
Storys statt Muff
Von Kai und Silvan haben wir uns schon verabschiedet, für sie beginnt morgen nach dem Publikums-geprägten Sonntag der eigentliche Termin-Marathon. Wir machen noch einen Schlag quer rüber in die Refit Area. Als Messe-Dauerläufer wirkt sie zwar leicht, als müsste hier auch unverkaufte Fläche belegt werden. Aber sie ist wirklich super schön gemacht. Auch Klassenvereinigungen gehören natürlich zur boot. Aber Themenflächen, auf denen nicht zum 100. das gleiche Boot steht, sondern beispielsweise Umweltfragen attraktiv erlebbar werden, gehören für mich zu den eigentlichen Highlights. Die quirlige Bevölkerung durch malende und bastelnde Kinder bestätigt, dass die boot nach wie vor auch ein attraktives Ziel für den Familienausflug ist.
Ganz komme ich auch hier nicht aus meiner Haut: Die typische Situation „alter Seebär hält das Mikro vor seinen Bauch und referiert und laut machen darf man eh nicht“, verliert dank moderner Linienlautsprecher ihren Schrecken. Ich bin schon weit im Gang weitergelaufen, da höre ich ihn noch leise – und verstehe jedes Wort.
Trotz Orientierungslosigkeit zum Ostsee-Ziel
Langsam geht uns die Puste aus. Regina chillt in einem Vortrag ab. Die Ziele rund New York einer engagierten Seglerin erkennt sie begeistert aus diversen Kinofilmen. Ich suche vergeblich das große Segelbecken, ein Opti-Lieferant ist nicht im Ausstellerverzeichnis zu identifizieren. Und überhaupt – wo sind hier die baltischen Regionen vertreten?
Regina gibt sich der Illusion hin, bei Ausstellern oder an der Infotheke Auskunft zu erhalten. Nach Versuch 3 mit bemühtem, elegant-blau gekleidetem Messepersonal, das ansonsten ahnungslos auch nur den Zahlenkolonnen verwaltenden Computer fragt, sind wir bei meinem Vorschlag, einfach in der nächsten Halle selbst zu suchen und die nutzlosen Pläne alle wegzuwerfen. Den Opti-Händler hat Dirk zwischenzeitlich von zu Hause aus ausfindig gemacht und mir per WhatsApp zugespielt.
Da entdecken wir von weitem an einer Wand den Küstenverlauf Litauen, Lettland, Estland. Nix wie hin. Kaum haben wir den Finger auf unser Urlaubsziel 2023 gesetzt, knapp oberhalb von Pāvilosta, werden wir gleich angesprochen: „Guten Tag, ich bin dort der Hafenmeister – wie kann ich Euch helfen?“
Nun haben wir eine Verabredung – nicht nur die Region um das ehemalige Paulshafen, sondern auch Pāvilosta selbst soll eine Reise wert sein!