Folkeboot-Tipps für Einsteiger

Lesedauer 12 Minuten

Durch seine lange Geschichte — das Folke­boot feierte 2017 sein 75jähriges — bildete sich eine Menge an Know-how und Fange­mein­den rund um dieses klas­sis­che Segel­boot. Was aber, wenn man als Spaßsegler von anderen Boot­stypen für eine (Charter-)Tour auf das Folke umsteigt? Hier habe ich die wichtig­sten Tipps zusam­menge­tra­gen, die in ein­er leicht angepassten Ver­sion auch von www.klassisch-am-wind.de über­nom­men wurden.

Nach den ersten zwei wun­der­bare Folke­boot-Touren zählten wir sich­er nicht zu den aus­ge­bufften Spezial­is­ten dieser Boote aus Holz oder GFK mit Tra­di­tion in Kerte­minde. Zumal wir erst danach ent­deck­ten, dass hier in NRW, fast bei uns nebe­nan, eine der größten Folke­boot-Flot­ten heimisch ist. Aber mit zusam­men rund 30 Jahren Erfahrung am „Segeln nur zum Spaß“ bei uns zwei Folke­boot-Ein­steigern ergab das 2017 eine beson­dere Kom­bi­na­tion: Wie fühlt man sich als „erfahren­er Segel-Folkean­fänger“ auf einem gechar­terten Folke­boot, mit dem man sich ein wenig auf der Ost­see herumtreiben will?

Bevor wir uns also zu sehr daran gewöh­n­ten und Folke­boot-Rou­tine entwick­eln, hier rück­blick­end und zwis­chen­durch aktu­al­isiert unsere sub­jek­tiv­en Tipps „Folke­boot für Anfänger“! Gesam­melt auf Folke­booten, gechar­tert bei www.klassisch-am-wind.de

Detlef Hoepfn­er Alsensund-Kreuzen

Folkeboot-Routenplanung

Mit einem Segel­boot ein­fach von A nach B bzw. ein­er bes­timmten Insel fahren zu kön­nen – na das wäre ja zu ein­fach. Beson­ders trifft dies für kleine Boote wie das Folke­boot zu. Es ist zwar wirk­lich seetüchtig. Unsere allerersten Run­den haben wir als Train­ing direkt bei viel Wind und Welle gedreht. Was gut war: Platschnass wussten wir jet­zt, was geht. Aber wie bei einem größeren Schiff die Mas­chine anschmeißen und gegen das Wet­ter anbolzen, das funk­tion­iert ein­fach nicht. Man muss sich arrang­ieren, das Wet­ter check­en, die Karte studieren. Direkt einen Plan B bere­itle­gen, Alter­na­tiv­en durch­denken, viel Reserve ein­rech­nen. 2017 als auch im Vor­jahr dro­hte uns über die Tage Wet­ter­ver­schlechterung, die es einzukalkulieren galt. Man fährt da nicht ein­fach nach Hause. Und die Bedin­gun­gen scheinen ja ten­den­ziell eher insta­bil­er zu werden. 

Die erre­ich­baren Streck­en sind deut­lich kürz­er, als man das von anderen Ost­see-Touren geplant ist. Bei­des Mal haben wir unsere Streck­en daher verkürzt – und sind damit zufrieden gefahren. Dem Stress wollen wir uns nicht aus­set­zen, wom­öglich auf Biegen und Brechen bei Bedin­gun­gen, die (uns) echt keinen Spaß mehr machen, zurück­fahren zu müssen, weil die Segel-Char­ter-Zeit endet und der Job ruft. 2021 und 2022 erforderten die Umstände “aus Grün­den” sog­ar, dass wir uns nur mit kurzen Törns in der Schlei umse­hen. Für andere Segler ist das ja nur eine Tran­si­tau­to­bahn zur Ost­see. Hat­ten wir daher weniger Genuß als auf der Ost­see? Nein.

Dass man mit dem Folke­boot also „dichter dran“ ist an Natur und Wet­ter, bedeutet auch, sich mehr auf die Ele­mente einzu­lassen und davon führen zu lassen. Dazu muss man nicht eso­ter­isch ver­an­lagt sein – alles andere tut ein­fach nur mehr weh, wenn’s schief geht. Und schief gehen kann schon eine Menge auf dem Wasser.

Folkeboot: Behäbig. Berauschend. Schnell.

Nicht nur in Köln ist „Jed­er Jeck anders“, auch jedes Boot hat seinen Charak­ter. Wenn man ger­ade von ein­er Jolle kommt, staunt man schon im Hafen über die Sta­bil­ität des Folke­bootes: Man läuft vom Bug seitlich zum Want – und man klatscht nicht gle­ich ins Wass­er! Der lange und schwere Kiel braucht schon einige Anre­gung, bis sich das Boot zur Seite neigt. Da ist die Gefahr größer, dass der Fuß über ein Land­stromk­a­bel auf dem Sei­t­en­deck wegrollt oder die Fußspitze unter einem Fest­mach­er hängt und man so den Abgang ins Hafen­beck­en macht. Aber das heißt nicht, dass man mit dem Folke­boot nur hin­ter­her fährt! Unsere allerersten eige­nen Folke­boot-Minuten führten uns damals durchs enge Schlei-Fahrwass­er in Rich­tung Lot­s­enin­sel auf die Ost­see, umgeben von vie­len gle­ich­gesin­nten Segeln (nicht zu vergessen dem grot­ten­hässlichen Touris­ten­dampfer im Gegen­verkehr). Wom­it mir nicht gerech­net hat­ten: Dass wir direkt zu eini­gen Über­hol­manövern – wo ist hier die Bremse? – mit Schweißperlen auf der Stirn „gezwun­gen“ wur­den. So langsam, wie einige andere Boote hin­aus­trödel­ten, ließ sich das Folke gar nicht segeln.

Flaches Wasser
Detlef Hoepfn­er Puh, ganz schön flach hier – aber man hat es ja direkt vor Augen 😉

So viel Sicher­heit, wie das Folke­boot einem Umsteiger aus Jol­len­per­spek­tive bietet, mit so viel Jollen-ähn­lichem Segelspaß über­rascht es den Dickschiff­segler: Man sitzt sich­er und geschützt, aber ganz, ganz dicht am Wass­er und kann sich daran ger­adezu berauschen.

Folkeboot-Manöver und Außenbordmotor

Mit der gewis­sen Langkiel­er-Behäbigkeit sollte man sich dann auch im Hafen­manöver arrang­ieren. Das Boot mal eben mit back gehal­tener Fock oder einem Tritt gegen einen Pfahl drehen – ver­giss es. Zwei Ton­nen plus vor allem der Laaaaangkiel stellen sich da stur. Ander­er­seits: Bei kräftigem Seit­en­wind wird die Box­en­gasse nicht ganz so schnell zu schmal, weil der Kiel jet­zt schön sta­bil­isiert (und der niedrige Auf­bau sich duckt). Aber hier spielt ein Außen­bor­der seine (immer­hin) Stärke aus: Gedreht bis max­i­mal kom­plett quer gestellt lässt er sich als „Heck-Quer­strahlrud­er“ nutzen. Das Geheim­nis lautet hier: Motor kom­plett 90° drehen. Nur einkup­peln (vor­wärts), ganz wenig (Stand-)Gas, und: Geduld, Geduld, Geduld. Dann bekommt man das Boot zen­time­ter­ge­nau gedreht. Wenn möglich, bucht doch eine kleine Train­ingsrunde bei einem Skip­per­train­ing (macht ja eh immer Sinn).

Außen­bor­der-typ­isch auch das Ver­hal­ten bei Rück­wärts­fahrt: Ein kurz­er Rück­wärt­slauf hat kaum Wirkung. Wer vom Dickschiff gewohnt ist, mit einem kurzen Schub rück­wärts aufzustop­pen, bekäme danach einen Ein­druck von der Schlagkraft der Bugspitze in das geg­ner­ische Mate­r­i­al. Da stoppt gar nichts. Viel Gas hil­ft auch jet­zt wieder nix. Es kommt einem nur die Schraube jaulend aus dem Wass­er nach oben ent­ge­gen, um sich mal in der frischen Hafen­luft umzuse­hen). Und bei Rück­wärts­fahrt gilt eben­so: Wenn das Boot ein­mal in Bewe­gung gekom­men ist, lässt es sich so schnell nicht wieder davon abbrin­gen. Also auch hier: Manöver bess­er in Zeitlupe, das Hafenk­i­no darf in Slow­mo­tion präsen­tiert wer­den. Seit­en­stöße bess­er mit gedrehtem Motor und Vor­wärtss­chub statt rück­wärts eingekup­pelt. Ziele wenn möglich gegen den Wind ans­teuern – kor­rigieren­der Vor­wärtss­chub, wenn man ver­hungert, geht. Abbrem­sen kaum. Die zwei Ton­nen bremst Ihr auch nicht mit den Händen.

Detlef Hoepfn­er Der Außen­bor­der – mal mit link­er, mal rechter Hand bedi­ent – ist in Kom­bi mit Pin­nen, Leinen und Bezin­schlauch bei Manövern gewöhnungsbedürftig

Außenbordmotor: verflixt und zugenäht

Über­haupt: der Motor! Sieht ja schon mal total sch… aus da hin­ten am klas­sisch-ele­gan­ten Heck! Nicht nur, dass man beim Manövri­eren Gashebel plus Rud­er­pinne par­al­lel bedi­enen muss – man hat die dann gerne über Kreuz. Dazu die Fest­mach­er, und den Ben­zin­schlauch sollte man auch nicht mit dem Knie abklem­men oder gar beim Lenken abreißen. Man kommt auch kaum an die Schal­tung dran und hockt auf Heck und Aufholschlit­ten des Motors wie der Affe auf dem Schleif­stein. Geschätzt 50% unser­er blauen Fleck­en stam­men von diesem „gemütlichen“ Platz mit wun­der­bar­er Aussicht. 

Dass man sich dort auf dem Heck bei Welle kaum hal­ten kann, ist dage­gen nicht so schlimm: Bei Welle hil­ft der Außen­bor­der eh nix, so lang kann sein Schaft gar nicht sein, dass die Schraube im Wass­er bleibt.

Diese Frage – Außen­bor­der nutzen oder nicht? – ist für uns daher eine der manch­mal schwierig­sten Entschei­dun­gen. „Sicher­heit­shal­ber grund­sät­zlich mit Motor“ funk­tion­iert nicht! Beispiele: 

  • Bei Wind­stärken über 5 voll auf die zwölf hätte die Strecke von Schleimünde nach Maasholm unter Segeln (den­noch sicher­heit­shal­ber bere­its angeschla­gen) kreuzend kaum funk­tion­iert. Also mit Motor gegenan.
  • Ander­er­seits sind wir beim Ver­such, unter Motor von der Ost­see bei Wind gegen Welle in Schleimünde in die Schlei hineinzukom­men, mit dem Motor gescheit­ert. Zurück auf die Ost­see, wieder unser­er Segel beson­nen und dann erfol­gre­ich­er Anlauf unter Segeln. Die Schleimünde-Touris­ten bestaunen der­weil Euren Unter­wasser­anstrich in dem Wellen-/Strö­mungschaos. Augen zu und durch.
  • Aus Nor­den kom­mend sind wir mit über 7 Knoten raum­schots durch die Ein­fahrt in den Hafen Marstal gebret­tert (ver­stößt bes­timmt gegen die Hafenord­nung). Aber wie will man da vorher die Segel weg bekom­men, den Motor drückt man bei dem Speed ja nicht ins Wass­er, und samt Hal­terung abreißen will man ihn ja auch nicht sehen.

Ide­al­er­weise plant man also so, dass die Strecke the­o­retisch ohne Motor funk­tion­iert. Vorauss­chauend planen.

Starke Strömung
Detlef Hoepfn­er Mit Wind und Welle – gegen den Strom nach rechts käme man hier nicht anmotort

Folkeboot-Ausrüstung und Unterschiede zum „Dickschiff“

Wenn der Ver­char­ter­er bei der Ein­weisung schon wieder einen Satz mit „Typ­is­cher­weise ist auf einem Folke­boot hier …“begin­nt, weiß man: Jet­zt kommt schon wieder eine Erk­lärung, warum irgen­det­was … komisch ist. Gegenüber manchen Booten mit Camp­ing- oder Nahkampf-Tota­lausstat­tung erscheint so ein Stan­dard-Folke­boot spar­tanisch. Es leuchtet einem keine Instru­menten­wand ent­ge­gen, ohne Logge, Tiefen­mess­er, Plot­ter, Win­danzeige … Aber woher der Wind kommt, das hört  und sieht man doch auch so, oder? Und die Wasser­tiefe vor dem Boot kann man eh nicht messen. Ein paar Basis­dat­en lieferte uns ein Garmin-GPS, das wir aber noch immer nicht richtig kapiert und selb­st ergänzt haben: Ein Speed­Puck aus Ebay am Mast sig­nal­isierte deut­lich unsere Geschwindigkeit, da guckt man auch ohne Regat­ta-Ambi­tio­nen dauernd drauf. Er trackt super detail­liert und saugt nicht das Smart­phone leer. Aber manch­mal haben wir ihn mit – und hän­gen ihn gar nicht raus. Die ver­mehrte Smart­phone-Nutzung zeigt sich auch hier (auch wenn das nicht halb so fix den Wen­den folgt).

Seekarte auf Smartphone
Detlef Hoepfn­er Beque­mer Blick kurz auf die Karte in der Mørkedyb-Rinne, sind danach zu NV Charts gewechselt

Ganz nüt­zlich wäre ein Tiefen­mess­er dann ver­mut­lich manch­mal schon. Im Muse­umshafen Kap­peln zu weit aus­ge­holt steckt man schnell im Schlick. So fest­ge­saugt kommt man dem Hören­sagen nach auch nur wieder raus, wenn man eine Leine zu ein­er Win­sch auf einem der Tra­di­tion­ssegler rüberlegt.

Strom braucht man anson­sten für Smart­phone und/oder Tablet, da haben wir einige Power­banks plus USB-Lad­er dabei. Nach fünf Stun­den Segelei hat so ein Tablet doch gut was wegge­zo­gen. 2022 hat­ten wir erst­mals einen fes­ten USB-Port dafür (12-Volt-Buchse via Bor­d­bat­terie, dort einen Adapter auf USB rein.) Das entspan­nt echt unter­wegs. Der Anschluss war nur Nähe Großschot unter die Boden­bret­ter gelegt, sprich man trat immer aufs Kabel oder ver­hed­derte Leinen darin. Da gibt es bessere Orte im Cock­pit. Der Hitzeschutz gegen Elek­tron­ik-Abschal­tung ist im Som­mer auch ein Thema.

Detlef Hoepfn­er Die “Mumi” hat 12 Volt an der Großschot, aber das Tablet bzw. Kabel stört da zu sehr. Es liegt bess­er (und küh­ler und dun­kler) in der seitlichen Cockpit-Ablage

Papierkarten haben wir immer am Start, 2017 zwis­chen­durch einen weit­eren Satz der Karten­werft, deren Schnitte sich pri­ma auch aus Ent­fer­nung im Cock­pit lesen ließen. Anson­sten NV Verlag.

Zusät­zliche Navi-Apps bieten ein deut­lich­es Infor­ma­tion­splus: Wir planten anfangs sel­ten konkrete Weg­punk­te in die Soft­ware. Aber in einem engen Fahrwass­er mal eben das Smart­phone aus der Jacke zu ziehen und sich zu vergewis­sern, wo man ger­ade ist und wo die näch­ste Tiefen­lin­ie ver­läuft – das hat uns überzeugt. Nach eini­gen App-Wirren hat uns (Stand 2022) NV Charts am meis­ten überzeugt: Gute Karten, pausen­los App-Verbesserun­gen, Cloud-Nutzung über mehrere Geräte. Einige der Fea­tures haben wir beim Mark­t­start der App mit vorgeschla­gen oder kri­tisch begleit­et – das Team in Eck­ern­förde ist super am Nutzer.

Die Posi­tion­slichter liegen in ein­er Kiste unter Deck und müssten aufgesteckt wer­den, Nacht­fahrten sind für Char­ter­er aber eh oft absprachebedürftig. Da wir zu Zeit­en der hell­sten Nächte unter­wegs sind: wir haben sie noch nie ausprobiert.

Ablegen unter Segeln
Detlef Hoepfn­er Motoren machen nur Lärm, wir leg­en hier unter Segeln ab

Folkeboot-Segel

Das Großsegel ist nicht reff­bar. Das Boot verträgt aber sehr viel Wind – sagt man, wir machen da meist lieber Pause. Wir hat­ten aber auch schon stür­mis­che Phasen, da hätte ein Reff bess­er funk­tion­iert, als die Groß zwangsweise zu weit öff­nen zu müssen. Also wir jeden­falls haben da den Dreh nicht raus und wir ärg­ern uns, dass man in solchen Sit­u­a­tio­nen nicht schlauer­weise ein­fach die Segelfläche verklein­ert kann. 

„Typ­is­cher­weise hat man auf einem Folke­boot“ auch keine roll­bare Fock, die ja – ger­ade, wenn man wenig Motor nutzt – eine Menge Vorteile bietet, um die Segelfläche in Manövern schnell mal klein­er oder ganz weg zu bekom­men. Richtig tra­di­tionell ist ein Vorsegel mit Druck­knöpfen an den Sta­gre­it­ern, und irgend­wie ist das auch ein schönes Gefühl, das Segel so gemäch­lich anzuschlagen. 

Bugspitze
Detlef Hoepfn­er Je nach Vari­ante ist hier nicht viel Platz zum stolper­freien Tritt – helft Gästen an Bord

Was „fehlt“ noch – ach ja: der übliche Garten­za­un ums Boot herum. Stört aber bei so einem Boot sowieso eher als dass eine Rel­ing nützt. Nur der Schritt vom Steg auf den Bug ohne rechte Möglichkeit, sich festzuhal­ten, bedarf je nach aktueller Gelenkigkeit einiger Gewöh­nung. Zumal die Bugspitzen meist ganz schön voll­ge­baut sind mit Klampe(n), Steck­dose usw. und in manchen Häfen eine enorme Höhendis­tanz zum Steg entste­hen kann.

Toilette auf dem Folkeboot

Von Bord muss man natür­lich auch für andere Geschäfte, z. B. zum Duschen. Haben die San­itäran­la­gen jeden­falls noch nicht weit­er an Bord gesucht. Wir kön­nen uns auch nicht richtig merken, welche Münzen man jet­zt für die Duschau­to­mat­en benötigt: Waren es hier 50 Cent, dort 10 dänis­che Kro­nen, dann wieder Kred­itkarte für die Hafenge­bühr incl. Code … Und hat man müh­sam Münzen gesam­melt, ste­ht man im näch­sten Hafen vor einem Wech­se­lau­tomat, der einem das alles gerne abnimmt.

Ein WC haben wir bish­er nie ver­misst, und man muss sich dann ja auch nicht drum küm­mern. Ein­mal wurde es tat­säch­lich spruchreif, weil Häfen pan­demiebe­d­ingt nur für Boote mit eige­nen San­itäran­la­gen öff­nen durften. Da hätte man sich mit ein­er portablen Lösung helfen müssen, wir haben da aber null Erfahrung.

Verpflegung auf dem Folkeboot

Viel Strom gibt es an Bord nicht, selb­st eine Kühlbox haben wir uns ges­part und ein paar Sachen stattdessen in die Bilge gelegt. Die ist nur so „kalt“ wie die Ost­see, aber man kann sich lebens­mit­tel­seit­ig drauf ein­stellen. Käse bekommt man schon ein paar Tage durch, Wurst­waren wür­den wir uns nicht trauen. 

Armin Pech Unser Kühlfach in der Bilge

Wir pfle­gen eine aus­ge­fuch­ste Rezeptliste, die von unseren Frauen etwas abschätzig als „das ist max­i­mal ein Einkauf­szettel“ abgekanzelt wird.

Was im Beruf­sall­t­ag aber son­st oft schw­er umzuset­zen ist, klappt hier pri­ma: wir ver­drück­en Berge von frischem Obst und Gemüse. Und richtig „viel zu viel“ hat­ten wir bish­er nicht dabei, es kann ja immer passieren, dass die lokale Pølser­bude (zumal außer­halb der total­en Hoch­sai­son) nach dem Anle­gen schon geschlossen hat. Gut, wenn man dann eine Gaskar­tusche in den Kocher schieben und die Kartof­feln in die Pfanne wer­fen kann.

Folkeboot aus Holz: Atmosphäre, aber trocken halten

Das ist so eine tolle Stim­mung an Bord, man kann es kaum beschreiben. Viel trägt dazu der Holzbau bei, er riecht und fühlt sich ein­fach wun­der­bar an. Nachteil: es wird auch ein­mal feuchter wer­den. Lange Streck­en auf einem Bug kön­nen schon dazu führen, dass ein Teil der Bor­d­wand – son­st eher hoch und trock­en gele­gen – etwas mehr Wass­er zieht. Wir hat­ten dann auch schon Wass­er in der Pfanne ste­hen. Zumal da der Schwim­mer der elek­trischen Bil­gen­pumpe (Dauer­prob­lem) etwas zu lange unbe­merkt hak­te. Schlaf­sack und Klam­ot­ten stopfen wir unter­wegs daher immer in dichte Pack­säcke. Das hil­ft auch der Ord­nung, weil nach ein paar Wen­den alles herum­fliegt, was nicht in Schränken oder Taschen weggepackt ist. 

Auf eine klamme Koje (auf die wir noch eine selb­stauf­blasende Iso­mat­te wer­fen) haben wir also keine Lust. Inter­es­san­ter­weise bildete sich innen aber nie Schwitzwass­er an den Wän­den, wie es bei den „Plas­tik­booten“ üblich ist. Wir haben aber nachts auch immer dieses pot­thässliche, aber über­aus nüt­zliche Kuchen­bu­den-Zelt aufge­baut, das viel Feuchtigkeit von Cock­pit und Auf­bau fern hält. Und abends grund­sät­zlich den kleinen Elek­trolüfter auf kle­in­ster Stufe das Boot ein­mal durch­pusten lassen.

Das Rau­mange­bot ist natür­lich … eingeschränkt. Ohne alles peni­bel zu sortieren und zu pack­en dreht man durch und sucht sich tot. Und auch nach ein­er Woche stoßen wir uns noch immer den Kopf blutig. Aber mal ehrlich: In der Hun­deko­je eines üblichen Fahrten­schiffes schläft man unbe­que­mer, als zu Zweit im Folke­boot. Unter dem Bug gibt es zwar auch noch eine Liege­fläche, aber da lagert bei uns das Gepäck (und der nervige Tisch, mit dem wir nicht recht etwas anz­u­fan­gen wissen).

9 Tipps für Folkeboot-Charter

– Probe-/Train­ingsrun­den segeln
– Hafen­manöver in Super-Slow­mo­tion anle­gen
– aus­re­ichend Verpflegung/Zeitpuffer pla­nen
– Streck­en ohne Motor pla­nen
– Abstand von Flachs hal­ten – das ist keine Jolle
– Kuchenbude/Persenning nutzen
– lüften und Boot innen trock­en hal­ten
– schon vor der Tour sich selb­st fit hal­ten
– das Jahr über Wasser­sport-Rou­tine sam­meln – wie bei www.segeln.ruhr

Landgang

An uns sind also wirk­lich keine „Fer­n­fahrer“ ver­loren gegan­gen: Immer haben wir uns umfan­gre­iche Streck­en aus­gedacht – aber über­haupt nicht umset­zen kön­nen. Wir haben den­noch wun­der­bare Orte ent­deckt! Vielle­icht liegt es auch daran, dass wir in NRW eh von März bis Novem­ber auf dem Wass­er sein kön­nen. Aber wir genießen auch Hafe­nat­mo­sphäre (lux­u­riöser­weise müssen wir nicht in Schulfe­rien reisen) und Landgänge. Wer Däne­mark (wie ich früher) lang­weilig find­et, sollte die kleinen Inseln erkun­den – hier gibt es so viel zu ent­deck­en außer­halb des Radius’ von Land­stro­man­schluss und San­itärge­bäude. Und anders kommt ihr da nicht hin!

Ufer Bagenkop
Detlef Hoepfn­er Die “Huthügel” Bagenkop sehen aus Bootsper­spek­tive super aus — man kann aber auch schön drüberlaufen

2017 zählte zu unseren Segel-High­lights, am späten Nach­mit­tag noch über Strynø zu wan­dern. Aus dem Gebüsch lugte plöt­zlich ein son­der­bares „Boots-Klavier“ – da muss man doch direkt mal guck­en. Die totale Über­raschung: Es ist das berühmte Smakke-Cen­ter, über das wir schon öfters inter­essiert gele­sen hat­ten. Und wie es der Zufall wollte, erbarmte sich ein Mitar­beit­er unser­er und bot uns eine pri­vate Son­der­führung durch das Gelände und die Werk­statt, in der die berühmtenSmakke­jollen gebaut wer­den, bevor er dann endlich in den eige­nen ver­di­en­ten Feier­abend davonfuhr.

Folkeboot-Charter: Locals fragen

Den Mund aufzu­machen und zu fra­gen lohnt sich immer. Ste­g­nach­barn, die einem ihr gesam­meltes Segler­wis­sen von ihrer schwim­menden Garten­laube herunter unge­fragt referieren, kön­nen zwar ner­ven. Über die gewisse Arro­ganz einiger Segler, die jedem Segel-Char­ter­er erst mal dessen Unbe­deut­samkeit zu ver­ste­hen geben müssen, sollte man auch hin­wegse­hen. Aber sich gegen­seit­ig wahrzunehmen, mit anz­u­fassen und auch bei Mis­t­wet­ter nochmal rauszuge­hen, um eine Leine anzunehmen, hil­ft unge­mein, dass auch einem selb­st Gutes widerfährt. 

OK, bei unseren Befra­gun­gen eines örtlichen Fis­ch­ers hat das nicht ganz geklappt: Ger­ade in der Box fest­gemacht stell­ten wir fest, dass die Wasser­tiefe hier genau unserem Tief­gang entsprach. Und wir woll­ten ja noch was schwere essen. “Nein, bei der Win­drich­tung wird der Pegel nicht weit­er sinken.” Die Wasser­lin­ie am Stegp­fahl belehrte uns am näch­sten Mor­gen eines Besseren: es ver­schwan­den über Nacht nochmal 10 cm, sodass wir nur noch so ger­ade eben in ein­er freigepen­del­ten Kiellinie im Schlamm frei blieben. Aber in den meis­ten Fällen ist es eben zumin­d­est beruhi­gend, wenn man nach Check divers­er Wet­ter­berichte und Abwä­gen einiger Routen fest­stellt: der Ste­g­nach­bar kam zu ähn­lichem Ergebnis. 

Im Zweifels­fall hil­ft auch eine Nachricht an den Ver­char­ter­er: Wir disku­tieren Plan A oder B, was denkst Du? Wie viele Beson­der­heit­en ein Revi­er bieten kann, ken­nt man ja aus der eige­nen Region, warum dann nicht die Erfahrung der Locals nutzen. Spätestens, wenn der Ste­g­nach­bar beim eige­nen ver­bock­ten Manöver wie aus dem Nichts am Steg ste­ht und einen abhält, weiß man das zu schätzen.

Der heutige Spüldienst
Detlef Hoepfn­er Der heutige Spüldienst

Folkeboot-Freundschaft

Das Wichtig­ste zum Schluss – Armins spon­tane Antwort auf die Frage „Was braucht man denn für so eine Tour?“: „Einen guten Fre­und!“ Man kön­nte hinzufü­gen: Und der sog­ar dann noch mit einem weit­er­fährt, obwohl man ihn ger­ade (erfol­g­los) ver­suchte, vom Vorschiff zu wer­fen, indem man bei mächtig Wind und Welle irgend­wie so blöd war, eine „Patent-Wende“ hinzule­gen, worauf das Boot den Großschot­block auf ein­mal so verd… weit weg unter einem wegkippt. Erfahrung hin, Beherrschung her: Wirk­lich Spaß macht sowas nur, wenn man einge­spielt und kom­pat­i­bel zueinan­der ist. Wenn ein­er nur Strecke machen, der andere aber Urlaub erleben möchte, der eine die Stille, der andere die Her­aus­forderung sucht – dann führt das vielle­icht nicht zwin­gend zu offen aus­ge­tra­gen­em, aber min­destens emp­fun­den­em Stress. Klar ist aber auch: bei zwei Per­so­n­en an Bord fährt nie­mand nur so mit: Bei­de sind aktiv einge­bun­den und gle­ich beteiligt, müssen sich aber auch aufeinan­der ver­lassen können.

Nach ein­er Wan­derung zufrieden zurück auf dem Boot, in der einen Hand ein Glas, mit der anderen Hand auf dem her­rlich schme­ichel­nden Holz, kann es dann eigentlich kaum einen schöneren Platz geben.

OK, gespült wer­den muss auch wieder.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert