Vier Jahre warten – Zack, Elektroauto

Detlef Hoepfner
Lesedauer 7 Minuten
Detlef Hoepfn­er Tes­la-Aus­liefer­ung in Dort­mund – mar­tialis­che Umge­bung im Logistik-“Stadtteil”

Kurz­er Blick zurück auf 2020: Nase gestrichen voll von der Hin­hal­te­tak­tik der Autoin­dus­trie, was alter­na­tive Antriebe ange­ht. 45.000 km jedes Jahr Abgase in die Luft blasen und Ressourcen unwieder­bringlich ver­bren­nen? Sel­tene Erden im Motorstahl, Kobalt dem Sprit beigemis­cht, Abgas-“Reinigung”, die viele Monate gle­ich ganz abgeschal­tet wird. Mit einem Motor, der physikalisch gese­hen eigentlich nur Dreck und Hitze erzeugt, und nur ganz neben­bei eine Klitzek­leinigkeit Bewe­gung. Effizient qua­si Null, sowas kann man sich doch in keinem anderen Lebens­bere­ich son­st leis­ten. „Herr Hoepfn­er, die sind ein­fach noch nicht so weit“, wurde ich ern­sthaft beruhigt. Da war doch was faul. Ich hat­te 2020 aber null Ahnung, was nun hybrid, EBV oder Plu­g­in bedeuten – und so richtig wollte das auch nie­mand ver­mit­teln, hat­te man das Gefühl. 

Also erst mal Diesel abgewählt. Punkt. Der nur auf dem Papi­er Vorteile hat, wenn man zuvor Betrugssoft­ware instal­liert. Der auch nicht wirk­lich weniger Energie ver­braucht als Ben­zin, sie steckt nur etwas höher konzen­tri­ert in der braunen Flüs­sigkeit. Und der im Win­ter noch alles abschal­tet, was an Min­de­streini­gung einge­baut ist. Hust hust! Dass man das als Rad­fahrer im Verkehr hin­ter den blauen Dreck­wolken über­haupt über­lebt, an den Wup­per­taler Steigungen …

Kompromisse, Kompromisse … sind die nötig?

Aber die Zeit drängte, Sachzwänge hier und da und es wurde 2020 ein Hybrid-Corol­la. Ja der, der von Toy­ota damals mit dem in Nor­we­gen als Lüge ver­bote­nen Begriff des „Selb­stau­fladens“ bewor­ben wurde. Was natür­lich Quatsch ist. Er ist ein gutes Auto. Ich hat­te null Ärg­er damit. Ver­brauchte rel­a­tiv wenig. Aber der Hybrid ist eine Krücke, die unnötig den ganzen Ver­bren­nerkram mit herum­schleppt. His­torisch wohl deswe­gen, weil man anfangs eine „aus Grün­den“ bewusst klein gehal­tene Bat­teri­etech­nik lizen­zierte, die sich ein Öl-Mul­ti aus dem unrühm­lichen Dra­ma um den bewusst abgewürgten EV1 von GM (Warum das Elek­troau­to ster­ben musste) gesichert hat­te. Erst im Bestell­prozess kapierte ich, dass Hyundai oder der Prius eigentlich viel kon­se­quenter waren. Ein Schwenk auf den Prius aber wurde vom Verkauf ger­adezu boykot­tiert. Und ja sich­er, es kommt ja Wasser­stoff … was ein Quatsch. Aber dieses tech­nisch absurde AntriebsFörder­dra­ma wäre ein eigenes Thema.

Nur – der Corol­la kam nicht zum geplanten Datum. Pan­demie-Durcheinan­der, und bei Karneval sind Auto­häuser im Raum Köln nicht mehr hand­lungs­fähig. Ich brauchte 2020 also eine Über­gangslö­sung: Ich mietete mutig einen vol­lelek­trischen BMW bei Star­car. Ein schon 2020 total ver­al­tetes Elek­troau­to mit winziger Bat­terie und lah­mer Ladeleis­tung. Star­car hat­te noch weniger Plan davon als ich. Das machte es extra span­nend, und ich hat­te einen Mords-Spaß.

Nach der ersten Woche war mir 100% klar: Die ganzen Bedenken und Ein­wände der Autodeal­er: Bull­shit! Es funk­tion­ierte super für mich. Über­haupt kein Zweifel — das ist es.

Ich hat­te mit dem Hybrid-Corol­la, der nur aus dem Ben­z­in­tank gespeist wurde, das falsche Auto bestellt. Auch wenn die Fahrzeug-App bis zum Schluß immer was anderes sug­gerierte: Das ist ein 100% fos­sil angetriebenes Fahrzeug.

Vier Jahre lang habe ich mich dann mit dem Leas­ing-Kom­pro­miss-Corol­la bei jed­er passierten Ladesäule – also sehr oft – an diese Elek­tro-Expe­ri­ence erin­nert. Und vier Jahre lang haben mir (fast) alle weit­er erk­lärt, dass das ja gar nicht funk­tion­iert. Mit den ganzen Quatschar­gu­menten aus der recht­en Petrol-Ecke, die über BLÖD & Co in die Gesellschaft sickern.

E: nun muss es klappen

2024 beim näch­sten Leas­ing-Ende ein Déjà-vu, wieder die gle­iche Mühe aus den 15 Jahren zuvor, einen Antrieb­swech­sel hinzubekom­men. Beispiel­sweise find­en wir alle gut, wenn Autos gün­stiger wer­den. Autover­mi­eter aber nicht, weil deren Busi­ness anscheinend weniger ist, mir vernün­ftige Mobil­ität anzu­bi­eten, son­dern in sehr kurzen Inter­vallen Massen an irgendwelchen Pkw ein- und wieder auszu­flot­ten. Also da bin ich raus. Aber nochmal warten auf … ja was eigentlich?

Irgend­wann geht einem ja auch die Zeit aus. Und im Früh­jahr 2024 fragte man sich als Deutsch­er eh in mehrfach­er Hin­sicht ganz neu: Wofür ste­ht man selb­st? Wer definiert, wie ich mein Leben gestalte? Und wenn ich einen Stand­punkt finde – wie real­isieren ich ihn prak­tisch? Ich rette nicht die Welt. Aber ich kann mich ver­ant­wor­tungs­be­wusst ver­hal­ten – oder auch nicht. 

PV auf dem Haus­dach war eine der alter­na­tiv erwo­ge­nen Optio­nen der eige­nen Dekar­bon­isierung. Unser Dach ist aber mäßig geeignet, der eigene Stromver­brauch eh niedrig. Da würde ein E‑Pkw doch einen viel direk­teren, deut­lichen Effekt bewirken. Mit dynamis­chem Strom­tarif kön­nte er sog­ar helfen, das Netz zu sta­bil­isieren. Der Akku auf Rädern ist ja poten­ter als alles, was man sich in den Keller stellen würde.

Neben den üblichen Verdächti­gen wie VW ID, Sko­da, MG etc. habe ich auch das Tes­la M3 erwogen, mit dem wir schon gute Erfahrun­gen sam­melten. Aber das For­mat passt nach diversen Fahrten und Kurzzeit­mi­ete ein­fach nicht zu uns. Tech­nisch aktu­al­isiert war er auch wieder teur­er als zuvor. Anfang 2024 zudem totaler Wilder West­en im Preis­ge­füge. Förderung weg, Preise oben, dann wieder unten … 

Autokauf in drei Minuten, Lieferung in 1 Woche

Im Früh­jahr dann plöt­zlich eine Preis­senkung beim Tes­la Mod­el Y, eine 0%-Finanzierung, AHK gibt es auch. Mit nun über vier Jahren Beschäf­ti­gung mit dem The­ma im Rück­en daher kurz entschlossen nochmal über Nacht Probe­fahrt mit dem Y, den wir nie richtig auf dem Schirm hat­ten. Bei ähn­lich­er Ausstat­tung (ob man die braucht – andere Frage) eher auf gehoben­em Golf-Niveau. Also dann bestellt – via App in ca. drei Minuten. Finanzierung nochmal eine Stunde. Etwas Aus­tausch zu den Ver­sicherun­gen, Num­mern­schilder online bestellt und ras­ant geliefert. Mor­gens einem Zulas­sung­ster­min aufgelauert.

Nach ein­er Woche (!!!) war er aus Grün­hei­de in Dort­mund und ich habe ihn abge­holt. Raus­gekom­men ist dabei noch eine schöne 45-km-Rad­tour Wup­per­tal-Dort­mund (Komoot-Track hier).

In dieser Zeit ist es par­al­lel Toy­ota nicht ein­mal gelun­gen, mir einen Ter­min für die Leas­ing-Rück­gabe zu nen­nen. Von dem ganzen wichtigtuerischen Autoverkäufer-Gehabe der let­zten Wochen an diversen Orten mal ganz abge­se­hen, da bin ich nun mit 62 Jahren auch final bedi­ent, lebenslange Fehlber­atung. Dafür Gratis-Fuß­mat­ten und Schlüs­se­lan­hänger. Nie wieder.

Fast wie mein Käfer

Der (das?) Y passt auf unseren engen Stellplatz und wir fühlen uns im Han­dling bei­de wohl damit. Lade­vol­u­men riesig. Unterm Kof­fer­raum noch ein Riesen­fach. Stan­dard­bat­terie statt teurem Riesend­ing, statt Spe­icher­menge zählt heute sowieso eher flotte Ladeleis­tung unter­wegs. Hin­ten kann man im Y sitzen (im Gegen­satz zum Mod­el 3). Heck­antrieb wie mein Käfer, und noch eine Analo­gie: auch über der Vorder­achse („Motorhaube“ trifft’s ja nicht?) nochmal Lader­aum. Made in Ger­many, so weit es derzeit geht. Und 2022 der inter­na­tion­al meistverkaufte Pkw (über alle Antriebe, nicht nur “E”). Also gibt es von diesem “Volks-Tes­la” genug Masse, dass man nicht später bei Repara­turen etc. nicht mit einem Son­der­ling zurückbleibt.

Technisch elegant

Trotz vier Jahren „Recherche“ habe ich mich doch in einem Punkt geir­rt. Ja, der Y hat auch paar Nachteile, die mir klar waren – oder auf die ich mich ein­lassen musste. Ja, ich würde mir paar mehr Schal­ter wün­schen. Das Fahrw­erk ist etwas polterig. Gelsenkirch­en­er Barock aus Plas­tikholz ist auch kaum zu unter­bi­eten. Auch ist der Tes­la-Chef in manch­er Hin­sicht noch indiskutabler als manch­es andere Man­age­ment der Auto­mo­tive-His­to­rie. Dafür kön­nen aber die x‑tausend Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er in Grün­hei­de nix. Aber erst nach ein­er län­geren Y‑Praxis nun wird mir klar, wie weit 2024 noch immer der Vor­sprung von Tes­la gegenüber den Mod­ellen, die ich ver­glichen hat­te, ist. Man würde es vielle­icht mir Con­ve­nience beze­ich­nen. Ich weiß z.B. nicht ein­mal genau, wieviel km “Reich­weite” er hat. Wofür auch.

Tschüss Inspektions-Geschäftsmodell

Eine Erlö­sung ist der Weg­fall rit­u­al­isiert­er, über­teuert­er Inspek­tio­nen. Gibt vielle­icht Her­ren, die solcher­art Pein genießen. Ich brauche diese Schmerzen nicht. Fehler fall­en spätestens in der HU auf und wer­den dann behoben, Bremsen/Klima alle x Inter­valle gecheckt. Was will man da son­st auch „inspizieren“? Kein Wun­der, dass ein Auto­haus kom­plex-anfäl­lige Tech­nik lieber verkauft.

Wir haben zwar noch den vier Jahre alten Stapel Ladekarten aus der Zeit unser­er dama­li­gen i3-Miete. Damit kön­nen wir schon umge­hen, und Laden bei Lidl ist (Stand jet­zt) eh preis­lich der Knaller. Aber mit dem Tes­la-eige­nen Super­charg­er-Netz und der beein­druck­enden Navi-Inte­gra­tion hätte ich null Bedenken, auch Neulinge damit auf eine Langstreck­en­fahrt zu schick­en. Bei der Abhol­ung aus Dort­mund habe ich das Team direkt gebeten, den sehr leeren Neuwa­gen schnell wieder abzuk­lem­men. Nach ein­er Verzögerung in der Abhol-Warteschlange wollte ich endlich starten. Laut Tes­la-Navi komme ich doch mit 4% Akku am Ziel an, dann passt das schon!

Das Gesamtkonzept Antrieb / Akku / Soft­ware / Ladenetz wirkt also ein­fach wie aus einem Guss. Kein Geprick­elt, son­dern neu gedacht “from scratch”. Meine Peu­geots hat­ten nicht mal gle­iche Bedi­en­logik inner­halb zweier Soft­ware-Tabs (da offen­sichtlich zusam­mengestück­elt). Hier spricht die Heizung mit der Wärmepumpe mit der Lade­pla­nung mit dem Motor … und und und. Das Y wirkt so tech­nisch unglaublich inte­gri­ert, effizient und damit auch ele­gant. Dafür kann ich mich begeis­tern! Kaum einen Tag hier, gab es das erste Update mit Funk­tion­ser­weiterun­gen Over-The-Air. Wobei OTA hier nicht für “Over The Auto­haus” ste­ht, son­dern via unseren WLAN-Repeater, der über den Garten reicht.

Dass hier alles über ein Dis­play, die Knöpfe am Lenkrad und die Sprach­s­teuerung bedi­ent wird, ist ver­mut­lich weniger eine Design-Entschei­dung. Ver­mut­lich macht das so ein Konzept die radikale tech­nis­che Sys­tem­inte­gra­tion über­haupt erst (und noch finanzier­bar) möglich. Dinge wie eine Wärmepumpe sind beispiel­sweise in anderen Pkw nur eine Option, die dann wohl angestück­elt wird. Hier ist sie zen­tral: Es ist draußen kalt, man selb­st entspan­nt? Dann schal­tet man die Fahr­dy­namik eine kaum spür­bare Stufe runter auf “läs­sig”. Schon verteilt das Wärme­m­an­age­ment die Tem­per­atur etwas mehr in die Kabine statt auf die fröstel­nde Bat­terie, der dafür ger­ade die anstren­gende Spitzen­las­ten erspart bleiben. Und spart so hier ein Prozent, dort ein Prozent.

Nun muss ich nur noch die däm­liche Blende über der AHK auf­bekom­men, der Y‑S­tan­dard-Aufreger. Aber dann zieht es 1,6 Ton­nen – dafür brauchte es dann gle­ich mehrere Corolla!

Und nach so viel Lob­hudelei darf mein Empfehlungs-Link https://ts.la/detlef192771 nicht fehlen, den du bei Probe­fahrten oder gar Bestel­lun­gen nutzen kannst. Wir bekom­men bei­de einen kleinen Bonus – ich weiß aber noch nicht, was 😉

Elektroauto laden – mein Learning

Stecker im SchneeDetlef Hoepfner
Lesedauer 8 Minuten

Kurzfristig und vorüberge­hend ein Elek­troau­to – und das noch im Win­ter. Geht das gut? Unver­hoffte Cus­tomer Expe­ri­ence mit einem BMW i3 von Starcar

„Ach ist das alles kom­pliziert“? Aber wir ver­ste­hen in Deutsch­land doch selb­st Abseits-Regeln und ken­nen 15 Sorten Katzen­fut­ter, da wird man wohl auch den Steck­er ins Auto bekom­men. Los geht’s!

Ein aus Frust über die man­gel­nde Dynamik im Automarkt und eigen­em, etwas vor­eilig posi­tion­iertem Elek­tro-Inter­esse gemieteter BMW i3 sollte nur zwei Tage eine Mobil­ität­slücke schließen. Aufladen war angesichts kurz­er Streck­en eher nicht geplant, aber mit dem – ver­meintlich serien­mäßi­gen – Schuko-Kabel des i3 wollte ich zumin­d­est mal die Rasen­mäher-Steck­dose testen (extra vorher nochmal über deren Verk­a­belung nachgedacht). Aus den 2 mussten 9 Tage wer­den mit 1400 km unter widri­gen Bedin­gun­gen – jet­zt kenne ich mich grob aus 🙂

Detlef Hoepfn­er Im geheizten Elek­troau­to durch Win­ter-Stau: geht

Erster Tipp für Elek­tro-Anfänger: Nehmt jeman­den auf den ersten Run­den mit, der schon mal geladen hat usw., das ist dann am schnell­sten erk­lärt und aus­pro­biert. Und auch gesel­liger sowieso.

Wer es ver­passt hat, ein Beitrag zu mein­er „Radikalisierung“:

Ladevoraussetzungen

Der BMW i3 kon­nte entwed­er über ein Typ-2-Kabel geladen wer­den oder die Erweiterung namens CCS. Das blaue Typ-2-Kabel mit dem run­den Steck­er lag bei, damit kommt man an die aller­meis­ten „richti­gen“ Ladepunk­te. Im Gegen­satz zur Haushaltssteck­dose liefern die richtig Wumms, aber: Auch wenn an der Säule „22 kW“ ste­ht, kann der i3 davon nur bis 11 kW ent­ge­gen­nehmen. Also nicht (wie ich) wun­dern. Und: Das ist bei jedem Pkw anders, eine fette Schnel­l­lade­fähigkeit des Pkw sehe ich heute als zwin­gend nötig an, wenn man auch andere Dis­tanzen bewälti­gen will als nur Kurzstreck­en. Also Augen auf beim Neukauf!

Öffnet man bei­de Ladekap­pen unter dem Tankdeck­el des i3, passt auch ein CCS-Steck­er rein. Durch weit­ere Kon­tak­te kann er statt Wech­sel­strom (AC) auch Gle­ich­strom (DC) ein­speisen. Da dieser dann nicht mehr im Auto gewan­delt wer­den muss, funk­tion­iert das mit noch mehr Rumms: beim i3 bis 50 kW. Diese Leis­tung bieten meist die Ladesäulen an den Auto­bah­nen. Von denen es mehr gibt, als man denkt, weil derzeit an den Aus­fahrten ja eher die Kaf­feemarke und der Burg­er-Typ aus­geschildert als die Lademöglichkeit. 

Einen Adapter auf Schuko lieferte Star­car derzeit nicht stan­dard­mäßig mit, das finde ich nicht gut. Durch den tröpfeln zwar eher ein, zwei kW pro Stunde (nicht genau recher­chiert), aber einen Schuko hat man über­all. Und so langsames Laden ist viel bess­er für die Akkulebens­dauer neben­bei.
Rück­mel­dung von Star­car: Man denkt drüber nach!

Wo kann ich laden?

Das Netz an Ladesäulen wächst derzeit ständig; an den Auto­bahn­streck­en sowieso, und dort mit Schnel­l­ladern mit 50 kW und mehr. Strom gibt es in Europa davon abge­se­hen über­all. Genial ist natür­lich, wenn man beim Super­markt oder Bäck­er (http://www.ladepark-kreuz-hilden.de) gratis oder zumin­d­est beson­ders ökol­o­gisch lädt.

Diverse Apps zeigen die Ladepunk­te in der Umge­bung, lassen aber manch­mal die kosten­losen Säulen weg. Eine sehr gute, auch Com­mu­ni­ty-gepflegte Strom­tankstellen-Über­sicht: https://www.goingelectric.de/stromtankstellen/

Ladegeschwindigkeit

Wenn man von 17 kW Ver­brauch pro 100 km aus­ge­ht, kann man über­schla­gen, was man in 10 Minuten je nach Ladean­schluss an Strecke lädt. Dank der E‑Mo­bil­itäts-Face­book­gruppe in Wup­per­tal und der Fir­ma Malte Reit­er Fotografie  kon­nte ich später auch mehrere Tage das Laden mit einem „Not­ladek­a­bel“ an der Rasen­mäher­buchse testen. Ergebnis:

  • das Garten­haus bren­nt nicht ab
  • die Ladung läuft sauber die Nacht durch und kann in der Smart­phone-App des i3 überwacht wer­den – über­haupt scheint Soft­ware kün­ftig das A und O zu sein
  • ich kann in ein­er Nacht neben­bei das nach­laden, was ich am Vortag für die Heim­fahrt Köln-Wup­per­tal (ca. 75 km) ver­braucht habe
  • der Hin­weg zur Arbeit ließ sich am Büro wieder über eine Schuko aufbessern
  • richtig cool: den Wagen auf dem Park­platz per App und rein elek­trisch ohne Abgase vorheizen
ENBW-App
Detlef Hoepfn­er Ladesäulen-Suche in der ENBW-App

Ladevorgang

Meine erste nächtliche Ladeer­fahrung in Sprock­höv­el, noch nie so ein Kabel in der Hand gehal­ten: Schwupp ste­ht ein Ehep­aar neben mir, „kön­nen Sie uns mal zeigen, wie das geht?“ Äh … sel­ber keine Ahnung! Learn­ing by doing:

Bezahlung: Über RFID kön­nen sich die Karten oder Chips (oder Apps) an den Säulen anmelden, die Steck­er entriegeln und den Lade­vor­gang starten/stoppen. Das Durcheinan­der der Ver­gan­gen­heit lichtet sich, und an vie­len Säulen kann man per EC-/Kred­itkarte zahlen. Ich habe mir stattdessen drei Ladekarten besorgt: Von Shell (etwas unklare Preis­gestal­tung), ENBW (super) und den Stadtwerken Bochum. 2020 empfehlenswert ist auch die von Main­gau. Die Karten (oder Apps) bieten je nach Ver­trag ein Roam­ing zu anderen Anbi­etern, aber eben mit manch­mal selt­samen Preis­mod­ellen. Wenn, dann habe ich meist die ENBW-Karte benutzt. (ENBW hat auch z.B. an der A1 Rast­platz Ehrenberg/Richtung Süden die cool­sten Säulen.) Eine Lade­preis-Über­sicht gibt es hier: https://emobly.com/de/laden/der-emobly-ladekarten-kompass-marz-2020/

Kosten­los laden: Angenehme Beson­der­heit bei Star­car: 2020 sollen die Elek­tro­fahrzeuge mit einem Lade-Chip ver­mi­etet wer­den, der ein kosten­los­es Laden mit dessen RFID-Funk­tion ermöglicht. Das ist natür­lich max­i­male Con­ve­nience: Nicht nach­denken oder rech­nen – ein­fach Lade­vor­gang starten. Ähn­lich ein­fach und kosten­los funk­tion­iert dies sowieso an vie­len anderen Ladesäulen wie bei Ikea, Aldi, Lidl (2020 Aus­bau von 100 auf 400 Ladepunk­te) – Dauer­lö­sung ist das natür­lich nicht. Bei der Fer­tighausausstel­lung Wup­per­tal allerd­ings braucht man offen­bar eine der Ladekarte zum Starten des kosten­losen Ladevorgangs.

Also kein „das ist mir zu kom­pliziert“ – und wir sind alle erwach­sen, jet­zt nicht krampfhaft Ausre­den kon­stru­ieren 🙂 Beim Sprit blicke ich auch nicht mehr durch, welch­er Rüs­sel nun welche Geschmack­srich­tung führt. 

Ver­riegelung: Die Steck­er ver­riegeln sowohl an der Säule, als auch am Pkw. Entriegeln z.B. über die Fernbe­di­enung des Pkw (Tür auf/zu) oder Been­den des Lade­vor­gangs am Dis­play der Ladesäule. Man kann nicht verse­hentlich los­fahren trotz Kabelverbindung! Auch lässt sich ein festes Ladek­a­bel an der Säule manch­mal erst ent­nehmen, wenn die Säule selb­st freigeschal­tet wurde. 

Ladesäule und Auto quatschen erst kurz miteinan­der vor der Ladung (blau)

Lade­vor­gang starten: Wenn es mehr als einen Anschluss an der Säule gibt, am Dis­play den Anschluss auswählen. Bei vie­len kosten­losen Ladesäulen (Aldi, Ikea …) kann das Ladek­a­bel dann eingesteckt wer­den. Auto und Säule kom­mu­nizieren kurz (wird am Pkw angezeigt) und der Lade­vor­gang startet. Klappt das nicht, evtl. wieder­holen. Es gibt auch den Fall, dass ein­er der Anschlüsse gestört ist, dann auf den näch­sten Anschluss auswe­ichen. Bei einem defek­ten Aldi-Anschluss habe ich mir auch den Spaß gemacht, die aufge­druck­te Hot­line anzu­rufen, die dann vor meinen Augen die Säule gebootet hat. In dem Fall kon­nte ich aber statt des defek­ten CCS-Steck­ers den Typ-2-Anschluss nutzen.

300 kw High Pow­er Charg­er der EnBW (* finde den Fehler)

* Bei fast vollem Akku (91%) natür­lich nicht so sin­nvoll, ihn jet­zt anzuschließen, um 63 Minuten auf die let­zten paar Prozent zu warten – aber der Hyper­charg­er sah so cool aus und ich musste ihn mal ausprobieren 🙂

Reichweite des i3

Man muss sich von der Panik befreien, ohne 1000 km Reich­weite mit dem BMW i3 dauern liegen zu bleiben. Dieses Liegen­bleiben habe ich bish­er eher in mutwilli­gen Tests auf Null (und darunter) doku­men­tiert gese­hen. In allen meinen ersten Pkw lag (mit mul­migem Gefühl …) auch hin­ten ein 5‑Liter-Kanis­ter drin. Das wird im E‑Auto durch einen vorgeschriebe­nen Kriech­gang nachge­bildet — und den Schuko­lad­er, den man als Back­up hätte. Meine 2 x 75 km täglich waren kein Prob­lem, real­is­tisch sind mit ein­er Ladung im Win­ter über 200 km mit dem i3. Län­gere Streck­en por­tion­iert man in Abschnitte mit Schnel­ladesäulen. 2 x täglich 400 km sind für den i3 sich­er nicht die Anwen­dung, dafür gibt es andere E‑Autos.

Detlef Hoepfn­er Ankun­ft in Köln nach win­ter­lichen 75 km, incl. Heizung/Sitzheizung. Elek­trisch und per App zu Hause vorgewärmt würde noch mehr Akku sparen

i3 Fahreigenschaften

Kurzge­fasst: Sen­sa­tionell. Extrem fein dosier­bar, super spurt­stark, total leise. Ser­v­olenkung etwas schw­ergängiger. Leichte Umgewöh­nung, dass der Wagen extrem „am Gaspedal hängt“, er wird sofort schneller oder langsamer. Die Bremse braucht man eigentlich nie (ver­nichtet ja eh nur Energie). Auch hier gilt „wer bremst, ver­liert“, näm­lich Reich­weite. Ein­fach Gaspedal zurück­nehmen, dann ver­langsamter er eben­falls sehr kräftig durch Reku­per­a­tion / Aufladen des Akkus. Selb­st bei viel Regen kon­nte man eine Stei­gung hochspurten, ohne dass irgend­was rutscht. Auch ohne s‑Version ist der i3 super­dy­namisch unter­wegs. Bei ein­er unfrei­willi­gen Voll­brem­sung stand der Wagen auch sofort, von wegen man braucht unbe­d­ingt bre­ite Reifen …

Detlef Hoepfn­er Was für ein Fahrspaß – i3 läuft super im Schnee

An zwei Tagen hat­te ich dann noch richtig viel Schnee, wegen ver­stopfter Innen­stadt und Ter­min­druck ging es etwas nervös bergauf und bergab durch engere ver­schneite Neben­streck­en, auch hier absolute Win­ter­tauglichkeit. Durch das weiche Mit­brem­sen der Reku­per­a­tion waren auch ver­schneite Gefälle easy zu befahren

i3 Bedienung voll im 90er-Style

Auf absolutem Kriegs­fuß ste­he ich mit den ganze Schal­tern und Knöpfen des i3. Im Prinzip finde ich es super, wenn Funk­tio­nen auf eige­nen Tastern liegen. Aber bis man die hier mal alle gefun­den hat, verteilt im ganzen Auto. Und dann noch die end­los vie­len Darstel­lun­gen im Dis­play. Gab es die ganzen Schal­ter und Knöpfe im Ange­bot, waren die irgend­wo über? Die Idee des Tes­la Mod­el 3 mit einem zen­tralen Screen fand ich früher … komisch. Mit­tler­weile stellt sich ja wohl her­aus, dass er weniger eine Spar­maß­nahme ist, als eher Aus­druck eines Konzeptes, das streng auf einem zen­tralen Steuerg­erät basiert. Dage­gen kommt mir das hier vor wie Rud­is Rester­ampe an Zulief­er­er-Klim­bim. Auch nach 1400 km hat­te ich nicht die Funk­tion gefun­den, eine Nav­i­ga­tion abzubrechen (hab sog­ar den Wagen aus­geschal­tet) und ein Radiosender­wech­sel gelang auch nie auf Anhieb. Also BMWler, guckt Euch mal ein Smart­phone an.

Ob die Nav­i­ga­tion auch Infos an das Energie­m­an­age­ment weit­ergibt (der E‑Golf passt es wohl z. B. karten­basiert vorauss­chauend an Stei­gun­gen und Kur­ven an), habe ich nicht her­aus­ge­fun­den. Etwas irri­tierend ist auch, dass ich nicht gefun­den habe, wie der BMW die zu erwartende Restka­paz­ität am Ziel anzeigt. Dafür blendet er Diesel-Tankstellen in die Karte ein …

Das war vielle­icht nicht so schlau – aber ohne Carport …

Fazit: Echt der Knaller

Zurück in einem Toy­ota Hybrid komme ich mir plöt­zlich vor wie im Old­timer. Auto mit Ver­bren­nungsmo­tor fühlt sich so irra­tional an – wo ist da der Sinn? Dop­pelt gemop­pelt mit Ver­bren­nungsmo­tor plus nochmal Elek­tro­mo­tor macht es auch nicht wirk­lich bess­er auf lange Sicht: Ein Auto rein mit E‑Antrieb ist nicht nur ein Erleb­nis. Son­dern auch vernün­ftig, und ab 2020 eigentlich ohne Alternative. 

Aus­pro­bieren!


Dis­claimer: Auto nor­mal gemietet, Strom und Bäck­er selb­st bezahlt, keine Tiere zu Schaden gekommen

Mobilität: ich kkkkkkkann auch anders!

Detlef Hoepfner
Lesedauer 8 Minuten
Detlef Hoepfn­er Son­nen­strom laden beim Bäcker

Dass es nicht länger trag­bar ist, wenn ich weit­er jährlich über 50.000 km wertvolle Rohstoffe unwieder­bringlich ver­ballere, däm­mert mir schon länger

Dass es nicht länger trag­bar ist, wenn ich weit­er jährlich über 50.000 km wertvolle Rohstoffe unwieder­bringlich ver­ballere, däm­mert mir schon länger. Und bevor man sich in der Selb­st­ge­fäl­ligkeit ein­richtet, wächst die Erkenntnis: 

„Ich muss hier raus!“

Und zwar eigentlich sofort. Wenn auch beru­flich gekop­pelt an einen Flot­ten­ver­bund, so habe ich doch Jahr um Jahr behar­rlich bei jedem Inspek­tion­ster­min den Meis­ter gefragt: 

„Jungs, wie sieht es bei Euch aus mit alter­na­tiv­en Antrieben?“

Die Antwort leierte immer gle­ich über den Meis­ter-Schreibtisch mit deko­ra­tiv­en Öl-Reagen­zgläsern als Brief­beschw­er­er: „Herr Hoepfn­er. Die Tech­nik ist noch nicht soweit. Und bei ihren Streck­en. Das ist doch nur was für den Stadtverkehr.“ Dann noch die beschwörerische Andeu­tung, da komme bes­timmt noch irgen­deine Wun­dertech­nik, irgend­wann. Ja auf eine Geheimwaffe hat Deutsch­land schon ein­mal gewartet, in unseli­gen Zeit­en. Und so lange kann man weit­er Sel­tene Erden in den Raf­fine­r­ien bei der Spriterzeu­gung ver­brat­en, mit den Abgasen den Hitzschutzschild der Erde löch­ern und uns Kun­den mit Betrugssoft­ware und aero­dy­namis­chem Fine­tu­nig an der Dachrel­ing beschwichti­gen. Wir woll­ten es ja eigentlich nicht anders. 

Aber jet­zt habe ich die Nase voll. Von den Ausre­den, den Ammen­märchen der Petrol­heads, dem selb­st­gerecht­en Ver­drehen der Fak­ten und dem „immer weit­er so“. Wir haben 2020, und ich will sich­er nicht erst bis zum Alter von 150 Jahren durch­hal­ten müssen, bis sich mal was ändert. 

Schon Anfang 2020 dann beru­flich in Ams­ter­dam trau ich meinen Augen nicht – der ganze Stadtverkehr voll E‑Mobilität. Ja ist klar, die fahren immer nur ne Fahrrad­strecke? Von wegen: zum Win­ter­sport zis­chen sie mit Kind und Kegel ins Sauer­land und nach Öster­re­ich. Aber wir kom­men damit ange­blich nicht von Köln nach Wup­per­tal? Wenn ich im Messep­a­rkhaus Düs­sel­dorf parke, ste­hen vorne direkt die Elek­troau­tos. Kennze­ichen: Nieder­lande. Öster­re­ich. Nor­we­gen. Ja sind die vielle­icht auf einem Tieflad­er hierhergekommen? 

Ich kkkkkkkann auch anders

Gesagt, getan. Nach einiger Überzeu­gungsar­beit war der Diesel-Leas­ing-Ver­trag gecan­celt. Find­et der Ver­tragspart­ner natür­lich nicht so erfreulich. Ich dik­tiere im ins Report­ing: Ich hab bei euch jahre­lang gebet­telt. Ihr habt nichts gebaut. Jet­zt bin ich weg.

Eine Woche später lese ich in der Zeitung: Der PSA-Chef in Frankre­ich ver­spüre eine ver­stärk­te Nach­frage nach alter­na­tiv­en Konzepten. Ach nee. Zehn Jahre habe ich gebohrt. Aber ich hat­te mich bish­er offen­bar unklar ausgedrückt.

Davon habe ich jet­zt aber noch keine neue Lösung, und als – irgend­wann auch struk­turell-ter­min­lich drän­gen­der – Kom­pro­miss wird ab 2020 erst mal ein Hybrid-Ben­zin­er mit sehr kleinem, ver­brauch­sar­men Motor geleast.

Das Wech­sel-Tim­ing drifte der­weil etwas auseinan­der, eine Lücke entste­ht und ich brauche noch einen Ersatzwa­gen dazwis­chen. Gut, wenn ich schon so die Klappe aufreiße, dann ist das jet­zt wohl Pflicht, erst­mals zwei Tage elek­trisch zu fahren. Schon vor­recher­chiert erkenne ich: Richtig die Nase vorn hat – als Inno­va­tor von außen – offen­bar nur Tes­la: um einen von null neu gedacht­en Antrieb wurde kon­se­quente Soft­ware entwick­elt und dann noch irgend­wann eine Karosserie draufge­set­zt. Ist in der Ver­mi­etung aber Pre­mi­um-Lev­el. Bei Star­car jedoch finde ich alter­na­tiv einen rein elek­trischen BMW i3 zu vertret­baren Kon­di­tio­nen. Nun bin ich beken­nen­der BMW-Hater („ich kann es erk­lären“), aber die radikale Form des i3 fand ich schon immer kon­se­quent (gut, vielle­icht bis auf die zwei blau umran­de­ten Nier­en­tis­che an der Front). Also gebucht, zum i3 scheint ja auch ein Schuko-Ladek­a­bel zu gehören, wird schon klap­pen, not­falls auch ohne Ladung für die paar km. Aber aus­pro­bieren am Garten­haus kann man das mit dem Strom ja mal. Löschwass­er ste­hen auch 1000 Liter daneben. Ach und sicher­heit­shal­ber ein­fach mal paar Ladekarten bestellen, vielle­icht kommt eine pünktlich.

Dann kam alles anders. Kaum war das Auto abge­holt, mussten aus den zwei Tagen neun wer­den, geplante 150 km wuch­sen sich auf 1400 aus, die anfangs noch sol­i­darisch elek­tro-ahnungslose Ver­mi­etung musste sich auch erst mal mit dem Wagen beschäfti­gen und statt Früh­lings-Cruisen gab es für mich Sturm, Hagel, Regen, richtig Schnee auf Stei­gun­gen. Und nicht nur ich fuhr noch nie in so einem Teil: Außer mir im Wagen dann nacheinan­der: nicht weniger als 18 inter­essierte Mit­fahrerin­nen und Mit­fahrer: Ey cool, lass mal mitfahren. 

So naiv ges­tartet, gab’s dann einige Über­raschun­gen und eine steile Lernkurve. Ein paar Tipps rund um die ersten Kilo­me­ter E habe ich daher hier zusammengefasst:

FAQ meiner Elektro-Auto-Praxis

Detlef Hoepfn­er Beste Ladesäule ever. Danach soll ich wieder so einen stink­enden Ben­zin­schlauch anfassen?!
  • Toll, du kon­ntest ja auch zu Hause und auf der Arbeit laden
    NEIN, ich musste die meiste Zeit die öffentliche Lade­struk­tur nutzen. Den Schuko-Adapter hat­te ich erst am Ende der Mietdauer.
  • Ich hab keinen Bock auf Ladekarten
    Come on, die sind schnell bestellt. (Nachträglich stellte sich bei mein­er Miete raus: die Star­car-Miet­wa­gen kön­nen sog­ar kosten­frei per Chip geladen werden!)
  • Ich habe noch immer keinen Bock auf Ladekarten
    Viele Säulen laufen mit EC- oder Kred­itkarte (habe ich aber nicht aus­pro­biert). Bei IKEA, Aldi, Lidl usw. geht es umson­st und teil­weise sog­ar mit 50-kW-Krawumm 
  • Bei mir gibts keine Ladesäulen
    Die Städte sind über­sät mit Ladepunk­ten, und die Anzahl steigt ger­ade drastisch an. Und selb­st in der Eifel gibt es ja grund­sät­zlich Strom (aber nicht an jed­er Ecke Ben­zin). Gug­gs Du hier: https://www.goingelectric.de/stromtankstellen/ Oder schlage für Deinen Stadt­teil Ladepunk­te in den Lat­er­nen­mas­ten vor; da gibts schon etliche Pilotprogramme.
  • Ich stelle mich doch nicht 2 Stun­den an die Ladesäule!
    Am schnell­sten laden die Autos bis ca. 80% Füll­grad. In zehn Minuten hat man schon genug Saft min­destens für mit­tlere Kurzstreck­en. Wenn man nicht das dümm­ste Fahrzeug und die lahm­ste Säule kop­pelt, geht das Laden zügig.
  • Das ist mir zu nerdig mit den Steck­ern
    Ich habe auch kurz irri­tiert aus der Wäsche geguckt, aber eigentlich ist’s ein­fach­er als Diesel und Super plus und Diesel minus und E‑irgendwas und dann noch Harn­stoff nach­füllen. Man kapiert ruck­zuck, welche Buchse da unter der Ladeklappe sitzt.
  • Ich warte auf besseren Diesel / Wasser­stoff / andere Tech­nik / E ist doch eh noch schädlich­er
    Fraun­hofer hat dazu ver­ständlich plus fundiert extrem viele Quellen aus­gew­ertet. Ähn­liche Analyse, aber als YouTube-State­ment von Prof. Quaschn­ing (HTW Berlin), bei­des ganz unten verlinkt. 
  • Bren­nen die nicht dauernd
    Nein, sog­ar sel­tener. Und sie lassen sich auch löschen, mit Wasser­lanzen in die Bat­terie, das Auto wird bei Crashs span­nungs­frei geschal­tet. Links s. u.
  • Was ist mit den Strom­net­zen? EBV brauchen im Ver­gle­ich nur den Bruchteil der Energie eines Benziners/Diesel, die Ver­sorg­er sind da entspan­nt (Fraun­hofer-Infos unten). Aktuelle Konzepte sehen sog­ar eine Sta­bil­isierungsmöglichkeit durch viele Elektroautos

Elektromobil: dynamisch, geräumig und clean

Wie fuhr es sich nun? Jed­er ist verblüfft, wenn sich das Fahrzeug zum ersten Mal laut­los in Bewe­gung set­zt. Eine Kol­le­gin sin­ngemäß: „So müssen sich früher die Men­schen gefühlt haben, als sie über­haupt zum ersten Mal in einem Auto­mo­bil saßen.“ Als Fahrer erlebt man die völ­lig ver­rück­te Dynamik, wenn der i3 mit Drehmo­ment-jet­zt-sofort prak­tisch verzögerungs­frei am „Gas“-Pedal hängt. Bei leichtem Druck schle­icht sich der i3 san­ft voran, bei kräftigem Tritt schießt die BMW-Kapsel nur so nach vorne. Und das alles mit vorher beim Bäck­er getank­ten Son­nen­strom. Aber auch umgekehrt – leicht vom Ped­al runter bremst er sofort wieder ab und lässt sich in den aller­meis­ten Fällen auch ganz ohne das Brem­spedal mil­lime­ter­ge­nau zum Ste­hen brin­gen. Die Energiebi­lanz dankt es einem hin­ter­her durch etliche kW in die Bat­terie zurück­ge­speis­ter Energie.

web­go-admin Hier entste­ht ein Lade­park — pro­vi­sorisch gibts schon Strom und Brötchen

Aber zwei weit­ere Erfahrun­gen sind nicht weniger ein­drück­lich: Der i3 ist nun außen wirk­lich kom­pakt, hin­ten sitzend möchte man als Erwach­sen­er auch nicht unbe­d­ingt bis zum Nord­kap fahren. Aber durch den Weg­fall der vie­len Antrieb­skom­po­nen­ten sind offen­bar alle elek­trischen Pkw innen deut­lich geräu­miger als die Ver­bren­ner. Als alter Kom­bi- und VW-Bus-Fahrer: Ja, der Kof­fer­raum macht keinen Umzug möglich. Zwei Stüh­le vom Möbel­haus abzu­holen war mit dem i3 aber kein Prob­lem. Und wenn ich meinen Kom­bi jet­zt gegen den i3 tauschen müsste: Sofort und bedenken­los. Nach Fahrzeu­grück­gabe im viel größeren (aber natür­lich auch niedrigeren) Kom­bi sitzend überkam mich ein fast bek­lem­mendes Gefühl: Alles so eng hier im Verbrenner? 

BMW i3
Detlef Hoepfn­er Selb­st ein i3 hat wegen des Weg­falls von Getriebe etc. innen viel mehr Platz (hier: Rück­lehnen umgelegt)

Und zulet­zt: Ich musste jet­zt zwei Wochen nicht mehr an ein­er Tankstelle in den Dieselpfützen ste­hen, was für eine Erle­ichterung. Ich musste über­haupt gar nicht mehr extra zur Tanke! Wo auch immer man ger­ade ist: Strom und eine Steck­dose find­en sich meist in der Nähe. Mobil­ität ist plöt­zlich ver­füg­bar, so wie der Staub­sauger ein­fach ein- und dann wieder aus­geschal­tet wird. Wenn län­gere Streck­en anste­hen, sind sowieso Pinkel­pausen ange­sagt. Dann kann man bei mod­er­nen EBV mit 50 kW – oder je nach Pkw auch einem Mehrfachen davon – schnell mal was in den Akku ballern. Ich (Jahresleis­tung 50.000) stelle fest: Ich brauche gar kein Auto mit 1000 km Reich­weite. Und ver­rech­net mit der übers Jahr ges­parten Tankzeit (weil ich mich zwis­chen­durch beim Super­markt, zu Hause, auf der Arbeit oder bei Kun­den eh neben­her an eine Leitung klem­men kann, wir leben ja nicht in der Sahara), komme ich eigentlich auf eine ver­gle­ich­bar lange Reisezeit. Mal von dem ganzen ges­parten Inspek­tions- und Wartungsaufwand abge­se­hen. Ja sor­ry, die Werk­stät­ten müssen sich umstellen, aber wir stop­pen auch nicht das Inter­net, obwohl in Wup­per­tal ganze Quante-Indus­trieflächen der Dig­i­tal­isierung zum Opfer fie­len. Erste Elek­tron­ikfach­märk­te machen es hier übri­gens vor: Sie errichteten bere­its eigene Ladepunk­te, boten dann Instal­la­tion­sser­vice für zu Hause – und begin­nen nun, eigene E‑Autos zu verkaufen. Obacht, geliebtes Automobilhaus.

Wenn man wie ich täglich 150 km fährt, macht natür­lich eins Sinn: Lademöglichkeit zu Hause oder bei der Arbeit. Wer diese 150 km nur in ein­er Woche fährt, muss aber defin­i­tiv nicht alle zwei Tage an die Dose.

Ladesäule Lidl
Detlef Hoepfn­er Kaum lade ich den Miet­wa­gen bei Aldi, zieht Lidl nach 😉 Von bish­er 100 Ladesäulen erweit­ert Lidl in 2020 auf 400 Stück

No way back

Es gibt nicht viele „Zum ersten Mal“-Mobilitätserlebnisse, die mich nach­haltig beein­druckt haben: Mit dem eige­nen Käfer zum ersten Mal nach Nord­deutsch­land. Mit einem 70 Jahre alten Holz­boot zu zweit über die Ost­see. Jet­zt 1400 km rein elek­trisch – das toppt noch fast die genan­nten Premieren. 

Meine Ver­bren­ner-Monate sind gezählt. Ein Neuwa­gen-Sparkon­to ist ein­gerichtet. Es gibt kein zurück. Und mit dem Öl kön­nen unsere Kinder später intel­li­gen­tere Dinge unternehmen, als es zu verbrennen.

Die ganzen YouTu­ber zum The­ma bewe­gen sich zwis­chen unter­halt­sam und irgend­wie-zusam­men­gereimt-merkt-schon-kein­er bis zum narzis­tisch-selb­stver­liebten Dauer-Wel­terk­lär­er (auch in Kom­bi­na­tion). Und es entste­ht so eine Video-Infla­tion, dass man kaum noch durch­blickt. Zwei solid­ere Kanäle:

Ove Kröger

… hat sein Leben lang geschraubt und arbeit­et als Pkw-Gutachter. Bei aller Elek­trobegeis­terung kommt da aber noch deut­lich mehr rüber als reine Elektroblasen-Nabelschau.

https://www.youtube.com/channel/UCqtBzOjVW0aLVZHaRYu7dpQ/

Nextmove

(Dis­claimer: wir sind eben­falls wed­er ver­wandt noch ver­schwägert, und selb­st gemietet hat­te ich bei Star­car) schöpft seine Infos eben­falls aus pro­fes­sioneller Basis — die Autover­mi­etung betreibt eine große E‑Flotte und ken­nt alle Hochs und Tiefs. Die Wochen­rück­blicke sind offen­bar von ein­er kleinen Redak­tion aufwändig recher­chiert und auf­bere­it­et, sehr auf den Punkt ohne „sind wir nicht alle so toll Blabla“.


Realitäts-Check 2020 von Shell

Shell-Studie

Wie sehen Wirk­lichkeit und Erwartun­gen in Europa Elek­troflotte heute aus? Shell hat dazu die üblichen Fra­gen von Fahr- bis Lade­v­er­hal­ten bei Fahrern abge­fragt und zugänglich auf­bere­it­et. Down­load der ver­ständlich gestal­teten Broschüre:
https://newmotion.com/de_DE/ev-driver-survey-report-2020-de/


Umweltbilanz

Ja, zu Fuß gehen ist zwar ökol­o­gis­ch­er. Eine in 2020 sehr fundiert zusam­menge­tra­gene Meta-Studie der Fraun­hofer bietet aber kri­tis­ches Mate­r­i­al zu vie­len Umweltaspek­ten – im Detail genau recher­chiert und doku­men­tiert, aber auch all­ge­mein­ver­ständlich im Überblick präsentiert:

https://www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/cct/2020/Faktencheck-Batterien-fuer-E-Autos.pdf


Quaschning2go

Prof. Quaschn­ing hat ver­gle­ich­bar viele Aspek­te zusam­menge­tra­gen, einge­flossen in diesen YouTube-Beitrag.


Disruption vom Bäcker

Ein Beispiel, dass man nicht ein mit­tel durchgek­nall­ter Elon Musk sein muss, um Geschäftsmod­elle dis­rup­tiv auf den Kopf zu stellen: Die Bäck­erei Schüren zeigt bere­its der tra­di­tionellen Auto­branche, wo der Ham­mer hängt und baut schon den näch­sten zeit­gemäßen Lade­park: https://www.facebook.com/SeedandGreet/


Fahrzeugbrände

Fahrzeug­brände gibts (lei­der) täglich – z.B. wegen Ben­zin­lecks. Elek­tro-Crasht­est-Rei­hen mit mas­siv­en Fahrzeugz­er­störun­gen hat dazu die DEKRA unter­nom­men. Bren­nt in einem Bat­terieau­to nach selb­st ver­schulde­tem Abgang in die Botanik der Dachhim­mel, ist das direkt eine Hor­rorsto­ry wert:

https://graslutscher.de/weil-ein-tesla-ausbrennt-warnt-der-spiegel-eindringlich-vor-brennenden-batterien-die-nicht-brennen