16 leicht verschiedene 3d-Sounds vom Felderbachtal am Stadtrand Wuppertals.
Nix geht mehr im Lockdown nach der Arbeit. Statt Heimweg und Stau jetzt abends Runde durch den Wald. Mal eine halbe Stunde einfach unter einen Baum setzen. Frische Luft, als hätten wir alle schon Elektroautos. Aber vor allem: total leise hier neuerdings, ohne den entfernten Fluglärm nach Düsseldorf. Bekommt man die wenigen verbliebenen Mini-Sounds eingefangen? Also Kopfhörer auf und Augen schließen.
Aufgenommen mit Sennheiser Ambeo Smart (also Im-Ohr-Mikrofonen), diversem provisorischem Windschutz – textiler Ohrschutz statt Mundschutz. Hoffentlich hat mich im Wald niemand beobachtet. Letzte Störungen mit iZotope RX entfernt. Ansonsten total unbearbeitet.
Vorläufige Erkenntnis: Die akustische Hinten-Ortung ist trotz aller Bemühungen, sich geschickt vor Ort am/im Bach zu platzieren (ohne reinzufallen), etwas ernüchternd. Vor allem genau von hinten – aber wenn man ehrlich ist, klappt das auch in der Wirklichkeit schon ohne Aufnahme nicht so wahnsinnig toll. Versuchsweise habe ich die Umgebungsgeräusche daher nicht genau nach hinten auf 180 Grad positioniert, sondern vor Ort so aufgenommen, dass sie eher leicht schräg von hinten auf die Mikrofone trafen.
Man ist doch ganz schön verwöhnt vom Hyperrealismus der per Postproduction massiv gepimpten Recordings.
Lesedauer< 1Minute“Age Of Sail” ist eine maritimes Video-Kleinod von John Kahrs, dem man in vielen Details abspürt, dass der Erzähler selbst viel Zeit auf dem Wasser verbracht haben. Das aber vor allem als Virtual-Reality-Version in Google Spotlight Stories angelegt ist: Je nach Smartphone-Position verändert sich nicht nur die optische Perspektive auf See, sondern auch der Sound. In statischer Position finde ich den Sound so na ja und mäßig immersiv, Herausforderung war aber natürlich, die Ortung der gewählten Perspektive dynamisch artefaktfrei nachzuführen. Beim Animation World Network gibt es ein paar Hintergründe zu der Produktion, die aufwändiger war, als man im ersten Moment denkt: Eine Herausforderung war neben der Frage, wie man hier ein Storyboard anlegt, lustigerweise die Sorge, beim Betrachter Seekrankheit zu vermeiden – hält man besser die virtuelle Kamera stabil, das Boot oder den Horizont?
Die VR-Version gibt es hier (iOS) zu sehen https://itunes.apple.com/de/app/google-spotlight-stories/id974739483?mt=8 oder androidisiert hier http://onelink.to/adde8q
Die “normale” Theater-Version liegt hier auf YouTube:
Nicht nur der Produzent des Films übrigens meint: Einmal in VR angelegt, ließen sich zwar die Kamerafahrten und Perspektiven in der Produktion perfekt positionieren, und die eigene Position mitten im Geschehen ist faszinierend – aber auch die “normale”, Non-VR-Version sei ganz schön gut …
Dem kann man zustimmen und hinzufügen: Eine gute Story lässt sich auch mit ein paar Zeichnungen auf Papier nicht viel weniger überzeugend erzählen.
Vorbeirauschende Luft sorgt nicht nur für unsere Fortbewegung auf dem Wasser, sondern auch für eine wunderbare Sound-Kulisse. Diese Eindrücke auf einer Audio-/Videoaufnahme einzufangen, ist schwierig – der Windzug sorgt im Mikrofon für Artefakte, die viele Aufnahmen unbrauchbar machen können. Das muss doch besser gehen? Erste Versuche mit einem Immersive-Sound-Headset – hier im Video, unten beschrieben.
Ohne Luft kein Klangtransport zu unseren Ohren. Nur dumm, dass Mikrofone nicht unterscheiden können zwischen gewünschtem Wohl- oder Dramaklang und einer Böe, die es in der Aufnahme einfach nur poltern und krachen lässt. Und wenn man sich einmal zwingt, die ständige Audiokomensation des Gehirns auszuschalten, hört auch ohne Mikrofon im Wind: Schon der reine Windkontakt mit den Ohrmuscheln sorgt für eine zusätzliche Geräuschkulisse. Bis dahin, dass es Radfahrern deswegen schwerfällt, herannahende Autos rechtzeitig zu hören. Als Segler macht man sich dies sogar unwillkürlich zunutze: Eine scheinbare Windrichtung spüre ich einfacher, wenn ich ein wenig mit dem Kopf pendele und an den Ohren sowohl die Temperatur des Windzugs spüre als auch das leichte Rauschen an der Ohrkante.
Kurzfassung: Tipps gegen Windstörungen in Segelvideos
Windeinflüsse müssen (auch vom internen) Mikrofon ferngehalten werden
besser ein provisorischer Schutz (Socke ums Smartphone!), als gar keiner
nachträglich lassen sich Störungen nur mäßig entfernen, Hochpassfilter nutzen
externe In-Ear-Mikrofone liefert drastisch besseren Sound, das Set ist vertretbarer Zusatzaufwand, muss aber auch vor Wind geschützt werden. Und sei es durch die zugezogene Kapuze!
Mikrofone und ihr Gegner „Wind“
Den kratzigen Audioeffekt kennt jeder, der einmal bei etwas Wind mit seinem Smartphone eine kurze Aufnahme gestartet hat: Es krächzt einfach nur furchtbar. Mikrofone sollen zwar die feinste Luftbewegung im Schall registrieren, der kräftige Luftzug aber, der das Signal poltern oder gar clippen/übersteuern lässt, ausgeblendet sein. Dabei handelt es sich ja um die jeweils gleichen „Luftpartikel“!
Umso schlimmer trifft es uns, die wir ja bevorzugt auf dem Wasser herumzischen. Und die den Wind generell eher positiv bewerten. An Bord sitzend und rundum eine Fülle positiver Eindrücke mit allen Sinnen aufnehmend bleibt dann auf dem Video oft nur ein wackeliger Horizont und ein lautes CHRRRRRRRRRRRR. Das nervt.
Richtig mikrofoniert gegen den Wind: NDR-Dreh bei “Klassisch am Wind”. So eine “tote Katze” gilt es praktikabel nachzubilden Mike Peuker
(Mikrofon-)Katzen kommen mir nicht an Bord – schon gar nicht tot
In der Recording-Technik gibt es bewährte Gegenmittel. Am bekanntesten ist die „Tote Katze“: Um das gefederte Mikrofon wird ein großer Korb gebaut, der mit einem durchlässigen Fell ummantelt ist, sodass die Wucht des Luftzugs abgebremst wird. Besonders schnell setzen die tieffrequenten Attacken ein; kein Wunder, wenn man sich Frequenz und Wucht dieser böigen Windbewegungen vor Augen führt. Ist im Aufnahmeset kein Raum für große Körbe, behilft man sich mit direkt am Mikrofon befestigten, durchlässigen Fellstücken oder Schaumstoffbällen.
Produkte und Anleitungen dafür gibt es in den Fachmedien in Hülle und Fülle. Aber: Wenn man nicht als Reportage-Team an Bord, sondern nur zu zweit in der Nässe auf dem Boot unterwegs ist – wie soll man sich dann noch um eine Mordskonstruktion mit Tonangel usw. kümmern? Hinterher sieht man dann noch aus wie die Hobbyangler, die dem armen Fisch bis an die Zähne bewaffnet auf die Pelle rücken, als würde sich da gerade eine Marine-Elitetaucher-Einheit anschleichen. Eine weitere Möglichkeit wären nicht gerichtete und besonders abgestimmte Mikrofone. DPA in Dänemark hatte dazu mal ein Video gedreht, in dem die Windempfindlichkeit von Reportagemikrofonen verglichen wurde. Entscheidend scheint nicht nur die Ausführung des Windschutzes im Mikrofonkorb, sondern auch die Kapselabstimmung selbst.
Aber auch die nützen mir bei einem Spaß-Törn nix, wenn ich an der Pinne sitze und spontan denke: Wow, das muss ich schnell filmen! Denn dann habe ich nur mein Smartphone zur Hand, oder vielleicht die Kompaktkamera oder DSLR.
Ausprobiert: Recordend rund um Ærø
In den letzten Jahren haben wir bei diversen Törns in der Dänischen Südsee einige provisorische Audioaufnahmen durchgetestet, denen eins gemein war: Unsere Aufmerksamkeit galt in der Linie dem Segeln, das Recording lief irgendwie nebenher. Im Zweifelsfall gucke ich lieber einmal mehr auf die Seekarte als auf die Kamera. Ich verpasse lieber eine schöne Aufnahme als die Hafeneinfahrt. Und immer berücksichtigend: Ja, wenn man ersthaft aufnimmt, weiß man sehr genau, was zu tun ist. Aber: Fieldrecorder, ein Stapel vernünftiger Mikrofone und und und – bleibt alles zu Hause, ich habe Urlaub! Dieses Sammelsurium für das Filmen beim Segeln kam zum Einsatz:
Schon mit einem einfachen Recorder (mit der Aussterung vertraut machen!) wird der Ton zwar deutlich besser. Muss aber danach zum Bild synchronisiert werden – und nicht vergessen, die Mikrofone vor Wind zu schützen! Detlef Hoepfner
Kleiner Digitalrecorder: Keine schlechte Idee, aber ich will nicht steuern, filmen und noch den Recorder bedienen! Etwas windgeschützt im Cockpit z.B. aber kann man schöne Basissounds einfangen, die man dann später unter “mißratene” Videoclips mischt. Will man sicher gehen: Mindestens eine Socke über die Mikrofone ziehen.Smartphone – na ja: Die meisten Videos nimmt man eh damit auf, also nutzt man auch dessen Mikrofon. Unser Smartphone steckt in einem wasserfesten, zum Modell genau passenden wasserdichten Case. Überraschung: Die Windgeräusche sind dadurch eher noch heftiger als ganz ohne Hülle. Aber zum Case gibt es keine Alternative, schon weil ich das Smartphone dadurch per Sicherungsband mal irgendwo sichern kann, damit es nicht herumfliegt.
DSLR – Schrottsound: Die eingebauten Mikrofone liefern immerhin ein Stereobild, sind bezüglich Windanfälligkeit aber das pure Grauen. Man könnte Fellschnipsel draufkleben, in einer Saison habe ich immer schnell ein Halstuch um die Optik (und damit vor die Mikrofone) gewickelt. In der aktuellen Saison bin ich diesbezüglich leider etwas vergesslich geworden. Resultat: Soundschrott! Ja, es gibt einfache Aufsteckmikrofone. Aber die Kamera (derzeit D750) rollt gelegentlich beim Segelmanöver zwischen Tauen und unseren Füßen auf dem Cockpitboden herum (denn tiefer kann sie dann ja kaum noch fallen) – da stecke ich doch keinen zerbrechlichen Klimbim oben an die Kamera dran.
Übrigens: Gimbal … Ja, theoretisch gute Idee. In der Praxis: Alles viel zu fummelig, empfindlich. Vielleicht eine Option, wenn man fest immer ein Smartphone “übrig” hat, es eingespannt lässt und irgendwo trocken weglegt für bestimmte Momente. Aber auf einem kleinen Boot ist eh schon alles zu viel, was man extra mitnimmt. Zumindest, wenn man – wie wir – für so eine Tour allen Segelkrempel von verschiedenen Booten zusammensammelt und auf ein geliehenes Boot umsortiert.
Also trainiert der einarmige Kapitän besser weiter seinen Kameraarm und die Ausgleichsbewegungen in den Knien.
In-Ear-Mikrofone – eine Lösung?
Es gibt schon länger eine kleine Szene von Nerds, die als Sonderanfertigungen oder Kleinserien kompakte Mikrofone in der Form von In-Ear-Mikrofonen tragen und witzige Videos drehen, in denen sich ein sehr plastischer, immersiver Surround-Sound der Umgebungklänge erleben lässt. Soundman in Berlin ist einer dieser Pioniere. Sennheiser hat diese Idee 2017/2018 ebenfalls aufgegriffen und in ein Serienprodukt überführt. Superpraktisch: Es kann ohne externes Interface direkt an einem einigermaßen aktuellen iPhone betrieben werden, und es dient auch gleichzeitig als Hörer. Sport- oder Actionszenen stehen dabei aber derzeit wohl nicht an erster Stelle. Unter dem „Ambeo“-Label forciert Sennheiser darüber hinaus aber auch eine ganze Reihe professioneller Produkte rund um die Produktion immersiver Sounderlebnisse, die Kollegen von Sound&Recording stellen sie hier vor.
Meine eigenen Mehrkanalton-Installationen zu Hause habe ich zwar komplett abgebaut und weggepackt – aber könnte diese Hörer/Mikrofon-Kombination für Smartphones eine Lösung sein? Für meinen Immersive-Sound-Grundlagenartikel hatte ich sowieso ein Fotomuster von Sennheisers Ambeo-Hoffnungsträger im Büro, also einmal ab damit nach draußen. Die diversen Schalter und Knöpfe haben mich direkt überfordert, also doch besser mal fünf Minuten damit beschäftigen: Es gibt einige Funktionen, die auch das Wahrnehmen von Umgebungsgeräuschen verbessern, wenn man mit den Stöpseln im Ohr musikhörend herumläuft – was ich nie mache, schon weil ich einfach solche Dinger im Ohr nicht leiden kann. Plus dass ich wenig Bedarf haben, die meist schönen Klänge um mich herum durch Alternativbeschallung zu übertönen.
Sennheiser Ambeo Smart Headset mit Bedieneinheit, zwei Ohrbügeln incl. Hörern und Mikrofonen sowie Smartphone-Stecker Detlef HoepfnerDie drei ersten Ergebnisse mit dem Sennheiser Ambeo vor dem Törn:
Das Sennheiser Ambeo liefert eine sehr schöne Raumabbildung. Da kann man jetzt lange nerdig über die Qualität der Vorne- oder Hinten-Ortung diskutieren – aber hey, das ist ein Consumer-Produkt. Und über die internen Wandler kann man aktiv mithören, man ist während der Aufnahme nicht isoliert. Gut!
Das Sennheiser Ambeo ist erst einmal nicht weniger windanfällig. Meine Hoffnung, dass Form, Abstimmung und Position der Mikrofone in den Ohren vielleicht besondere Vorteile bezüglich der Windanfälligkeit böten, hat sich leider nicht bestätigt. Dennoch sind später beim Segeln sehr coole Aufnahmen entstanden.
Die Handhabung ist eben wie sie so bei dieser Produktgattung ist (und mich auf die Palme bringt): Erst mal heißt es immer, die Kabel zu enttüddeln und den richtigen Stöpsel ins richtige Ohr zu bekommen. Auf Dauer würde ich mir jedenfalls rot/grüne Markierungen für Back- und Steuerbord-Ohr drankleben. Die Generation, die zusätzlich zur Nabelschnur mit zwei weiteren Strippen zur Welt gekommen ist, agiert da sicher geduldiger.
Segelpraxis mit dem Ambeo-Mikrofon
Gelegenheit zum Praxistest hatte ich sieben Tage lang auf dem Wasser und auf diversen dänischen Inseln – theoretisch. Tatsächlich mit dem Ambeo aufgenommen habe ich … vielleicht eine halbe Stunde in Summe, leider nur. Denn selbst bei einer ganzen Woche auf dem Folkeboot (einem über 70 Jahre alten Schmuckstück von www.klassisch-am-wind.de) ist man so viel mit wunderbaren Aufgaben wie Segelpraxis, Törnplanung, Wetterbeobachtung, Kartenarbeit, Kartoffelschälen oder Löcher-in-die-Luft-gucken beschäftigt, dass der ganze Elektronikkram in den Hintergrund rückt. Und sicheres Ankommen via attraktiver Routen steht bei den Touren ganz im Vordergrund. Alle Aufnahmen, die ich nun in einem Video zusammengeschnitten habe, entstanden daher zu nur zwei Gelegenheiten.
Die größte praktische Einschränkung: Man hat schon eine Segeljacke an – jedenfalls bei unseren fast durchgängig sehr stürmischen Tagen. Darüber eine mehr oder weniger martialische Rettungsweste. Da ist dann vorne manchmal noch ein Lifebelt eingehakt. Das Smartphone (mit zusätzlich laufender Seekarten-App) steckt wasserdicht verpackt in der Hosentasche. Jetzt noch zwei filigrane Kabel sortieren, Mikrofonstöpsel in die Ohren, das iPhone-Case öffnen und Mikrofon und Smartphone verbinden? Bei ruppigem Wetter eine Herausforderung.
Je nach Wetter ist man eher beschäftigt, die nächste Tonne nicht zu verpassen oder von Bord zu fliegen, als jetzt noch Recording-Equipment zu installieren Armin Pech
Segler-Kunstkopf unter der Kapuze
Und dann noch der Wind. Gegen die Windempfindlichkeit testete ich zuvor einige banale Tricks, wie ein über die Ohren hochgezogenes Halstuch (kein überzeugendes Ergebnis). Unterwegs griff ich dann mehr oder weniger aus Ratlosigkeit dazu, einfach die Kapuze der Regenjacke über die Mikrofone in den Ohren zu ziehen. Dem Audioprofi dreht sich da natürlich der Magen um: Nicht wegen der Schaukelei, sondern ein „Kunstkopfmikrofon am lebenden Subjekt“ mit drübergezogener Kapuze macht jetzt nicht so viel Sinn, oder? Die ganzen Reflexionen rund um die Ohrmuschel werden ja total gestört, erhalten bleiben immerhin die Laufzeitunterschiede zwischen den Ohren. Und für die Hochtonaufnahme ist das auch nicht erste Wahl. Dabei finde ich einen Audioeffekt besonders stark: Im Folkeboot sitzt man sehr tief direkt in der Nähe der Wasseroberfläche. Die vom geklinkerten Rumpf gebrochenen Wellen rauschen direkt neben einem vorbei. Milliarden von winzigen Bläschen zerplatzen und erzeugen einen ganz eigenen Sound. Alles da in der Realität: Bässe, Mitten, feine Höhen.
Ob das aufnahmetechnisch optimal ist, weiß ich noch nicht, aber super bewährt hat sich auch das aktive Mithören während der Aufnahme bei den Sennheisers: An Bord bei etwas Welle herumkletternd bekomme ich eigentlich direkt ein ungutes Gefühl, wenn ich mir die Ohren zustöpsele. In dem Moment merkt man erst, wieviel Orientierungssinn auch über das Gehör läuft. Aktiviert hört man eher so, als wären die Stöpsel nicht im Ohr – sozusagen das Gegenteil des (ebenfalls möglichen) Noise Canceling.
Schöne Aufnahmepositionen: man kann ja nicht weit weg auf dem Boot
Aufgenommen habe ich mehrere Positionen: Tief über dem Wasser in Lee nach vorne sehen, dann nach hinten übers Heck blickend (und dadurch mehr von der Kapuze geschützt, da der Wind ja bei den meisten Kursen eher vorlich einfällt). Noch geschützter tiefer im Cockpit sitzend, wobei ein zweiter Sound immer stärker dominiert: Wenn der außen nicht glatte, sondern durch die Klinkerbauweise „stufige“ Holzrumpf in die Wellen taucht, produziert er recht fette, tieffrequente Klänge, die ich zuletzt noch im Bootsinneren aufnahm. Dort drinnen ohne Kapuze, wobei hier wenig Hochfrequenzanteile zu vernehmen sind, bis auf das diverse Geklapper von einigem Krempel (wie sicher und trocken man vorher auch alles verstaut haben mag).
Die Ergebnisse sind, nachdem ich noch einen jeweils angepassten Hochpass gegen die verbliebenen Wind-Rumpler angewendet habe, angesichts der Umstände verblüffend gut! Mein persönliche Favorit im Video: Der Blick auf den Kompass im Cockpit, der wenig Wind einfing, daher noch viel Tieftoninhalt behielt und eine Mischung aus donnerndem Holzrumpf, rauschenden Wellen und den diversen Bootsgeräuschen bietet. Auch ein seitlicher Blick in Lee zum Bug bietet mir Hörgenuss: An Backbord rauschen die Wellen von vorne seitlich nach hinten vorbei, an Steuerbord dominiert der Boots-Sound, und zwischendurch klappern Details wie der Schäkel, der am Großbaum irgendwo über/hinter einem für die herunterhängende Dirk angeschlagen ist. Schwierig zu unterscheiden ist manchmal, woher einige der „Crackles“ in den Aufnahmen stammen: Es kann sich um kleine Klappereien am Boot handeln, Wasserspritzer, das Schaben der Regenjacke am Mikrofon – oder kommen sich da Mikrofon und Haare in die Quere? Also direkt mal zum Friseur, Ohren freischneiden.
Audio-Nachbearbeitung der Segelfilme: funktioniert De-Wind?
Verlockend ist die Perspektive, die ganzen Fehler und Audiostörungen eines Videoclips in der Nachbearbeitung mit ein, zwei Tricks schnell zu korrigieren. Das ist im Fall der Windgeräusche eine Illusion.
So lange es sich um sehr tieffrequente Störungen handelt, kann man diese – wie bei den Ambeo-Aufnahmen unter der Kapuze praktiziert – mit einem Hochpass dämpfen. Die Windrumpler verschwinden weitgehend, damit aber auch der “Rumms”, wenn die Welle den Bug trifft. Da kann man noch ein wenig pfuschen (wie im Intro meines Videos), indem man eine saubere Aufnahme im LF druntermischt. Zur Verdeutlichung ein Beispiel, aufgenommen m Hafen: Das wiederholte Muster aus senkrechten orangen Linien sind die schlagenden Fallen rundum, auf dem rechten Ohr (unten) besonders am Anfang Windstöße, und durchgängig “Winddruck” im LF-/Tieftonbereich.
Sehr kräftige LF-Störung auf beiden Ohren, aufgenommen bei wenig Wind am Ufer Detlef HoepfnerHochpassfilter 200 Hz – das nimmt neben dem tiefen Rumpeln schon Grundton weg Detlef HoepfnerErgebnis mit HPF – das Schlagen der Fallen im Hafen ist weiter zu hören (orange Striche in Fenstermitte), der ganze tiefe Windanteil ist gedämpft Detlef HoepfnerBesonders problematisch ist aber, wenn die Windstörungen im Frequenzspektrum sehr breit ausfallen. Und das ist meistens der Fall. Noch schlimmer: Es handelt sich nicht um einzelne, kleine Audioevents, sondern die Störung dauert mehrere Sekunden an. Meine Videoaufnahme in Luv stehen und zum Bug blickend zeigt, dass dann die Hilfe via Hochpassfilter schnell zu Frust führt: Die Aufnahme wird dann ziemlich “dünn”, weil man das Filter bis in den Mitteltonbereich hochschieben muss.
Der kräftige Windstoß anfangs auf dem rechten Ohr reicht im Spektrum bis über 1 kHz hinauf – per Hochpassfilterung würde hier schon viel von der Aufnahme verloren gehen Detlef HoepfnerAber können hier nicht moderne Features wie das De-Wind-Plugin von iZotope RX6 rettend eingreifen? Nach meiner Erfahrung: Schwierig. Die Tools sind dazu entwickelt, aus einer nicht idealen Aufnahme ein konkretes Nutzsignal – wie einen Dialog – sauber herauszuisolieren. Wir haben aber breitbandiges Meeresrauschen, lange brechende Wellen, Windheulen im Rigg – wie soll da ein Algorithmus unterscheiden, welches Rauschen gewollt und welches böse Windstörungen in der Mikrofonkapsel sind? Wie auch immer ich die Parameter gedreht habe: entweder es blieb die Windstörung, oder es gab viel Artefakte, oder beides.
Windstörungs/Wellen-Mix von Bord – das zu trennen, würde ewig dauern Detlef HoepfnerWas dagegen möglich ist, ist das partielle Entfernen kurzer Störungen Schnipsel für Schnipsel, eventuell getrennt für L und R. Auch die Rettung via Spektral-Repair kann da erfolgreich sein. Aber wenn man sich oben einmal dieses Spektrum von Bord ansieht, aufgenommen mit einem durchschnittlichen Smartphone: Völlig übertrieben, hier jetzt nächtelang die einzelnen Windstörungen im Mikrofon (grün, hundertfach sich wiederholend) vom Wellenrauschen (blau) trennen zu wollen. Vermutlich bekäme man eher das gewünschte Nutzsignal – Wellen- und Wasserrauschen – weggerechnet …
Windschutzideen
Langer Rede kurzer Sinn: Mit den In-Ear-Mikrofonen bekommt man tolle Sounds hin, aber was auch immer man benutzt: es geht kein Weg an einem Windschutz vorbei. Und sei es eine schnell übers Mikrofon oder Smartphone gezogene Socke.
Nach einiger Grübelei entwickelte ich eine weitere Idee für die smarten In-Ear-Mikrofone: Man müsste doch eine Art Kopfhörer bauen, nur als Windschutz … das Material dafür ist auf dem Weg zu mir für eine simple und eine etwas aufwändigere Idee mit mehr (gut!) oder etwas weniger Abstand zum Mikrofon.
Um dann festzustellen, dass Rycote sowas bereits für die Soundman-Mikrofone baut und über die gängigen Musiker-Onlineshops anbietet. [Emoticon: flache Hand vor die Stirn schlagend …] Kann dann ja wohl nicht so abwegig sein; mehr dazu hier als Nachtrag nach erfolgter Bastel- und Erprobungsrunde!
Disclaimer: Boot gechartert bei Mike Peuker, zusätzliche Aufnahmen und Tests bei www.segeln.ruhr, kreative Diskussionen mit den Jungs von www.soundandrecording.de und www.kameramann.de in den Nebenbüros, Sennheiser Ambeo für ein anderes Thema geliehen bei Sennheiser.
Und an alle SEO-Freaks, die jetzt mit Blick auf das Material hier jammern “Das macht doch so alles keinen Sinn!”: Segeln macht auch gar keinen Sinn!
Lesedauer< 1MinuteImmersive Sound, 3D-Sound, Surround Sound, Wellenfeldsynthese … die professionelle Audiotechnik nimmt einen neuen Anlauf, mehrkanalige Wiedergabesysteme zu etablieren. Meiner – zugegeben – ersten Skepsis (die persönliche Surround-Intstallations-Begeisterung ist nach einem letzten Aufbäumen mit dem Verlegen von Kabelkanälen im neuen Estrich komplett eingeschlafen, ich höre jetzt zu Hause mono …) folgte dann doch 2017/2018 einige Aha-Effekte: Sicher, den Herstellern liegt am Herzen, angesichts der übermächtigen Dominanz visueller Event-Technik nicht ganz ins Abseits zu geraten. Womit weniger die gesellschaftliche Anerkennung, als vielmehr die Technik-Budgets gemeint sind. Und die Musik wird weiter vor dem Mikrofon gemacht, wie man hier in unserem Bericht “Ich mische 1.0” zum Sound der Rolling Stones nachlesen kann.
Aber die aktuellen Workflows, mit denen sich auch komplexere Lautsprecher-Konstellationen super planen, umsetzen und steuern lassen – und die im “Vollausbau” auch eine richtig fette Surround-Installation einfacher beherrschbar machen – sind auch geeignete Tools, sozusagen “Vorstufen” eines Immersive-Sounds zu realisieren: Mit nur wenigen Quellen mehr an der Bühne gelingt beispielsweise das Sound-Image schon drastisch besser, auch ganz ohne Hubschrauber-Herumflatterei.
In den letzten Monaten hatte ich etliche gute Gelegenheiten, mich darüber mit Experten auszutauschen, Meinungen und Tipps einzufangen, und natürlich etliche Beispielaufbauen zu hören. Diese aktuellen Trends und Tipps habe ich hier bei Production Partner zusammengefasst.
Lesedauer< 1MinuteSchon mal die großen roten Kisten an der A1 gesehen, am Rasthof bei Lohne? Das ist ein ehemaliger Pavillon der Expo 2000, umgebaut zum Firmensitz der pan-pro GmbH, bei der es alles vom Digitalmischpult bis zum maßgefertigten Bühnenvorhang gibt. Also ein Paradies (direkt nach einer Bootswerft, jedenfalls).
pan-pro hat auch 2018 wieder unser Kommunikations-Know-howgenutzt, um auf die eigene “Hausmesse” aufmerksam zu machen; entstanden ist dabei auch mein kurzes Video.
Wenn man bedenkt, dass viele ähnliche Veranstaltungen froh sind, 50 Leute zu ziehen, kann man pan-pro zu fast 300 Besuchern bei den PRO DAYS sicher gratulieren!
Lesedauer< 1MinuteZügig läuft Michael Häck den Rang hinauf. Als wir in dessen oberer Sitzreihe angelangt sind, bin ich doch ganz beruhigt, dass auch er ein wenig außer Atem ist. Michael ist hier, in der Lanxess-Arena (für mich eigentlich weiter: Köln-Arena), als Verantwortlicher für die Audiotechnik, praktisch zuhause. Offenbar zu jedem einzelnen Sitzplatz kann er eine Geschichte erzählen: Wie es hier früher klang, welche Maßnahmen in den letzten Jahren drumherum ergriffen wurden, welche Verbesserungen sich dadurch haben erreichen lassen. Dabei bleibt er nicht abstrakt-technisch: Offenbar ist für ihn die ganze Arena angefüllt mit Soundpartikeln, deren Wege er ständig vor Augen hat, wie sich in allen denkbaren Strahlen durch die Halle fliegen – und die er so zu lenken gedenkt, dass sie dem Besucher ein perfektes Erlebnis bescheren. Denn dafür hat dieser ein mehr oder weniger teures Ticket erworben.
Wenn Ihr Michael – und Euch – also einen besonderen Gefallen tun möchtet: Spurtet ebenfalls mit ihm die Ränge hoch, checkt mit ihm zusammen Euren Sound, lasst Euch auf eine optimierte Synergie von Tour- und Hallentechnik ein. Michaels Ziel: »Es sind natürlich die ganzen Normen zu erfüllen, aber danach steht an erster Stelle: Es muss klingen.«
Lesedauer< 1MinuteDigitale Mischpulte – erst mißtrauisch beäugt, anfangs von einigen Kinderkrankheiten geplagt, dadurch von der analogen Audiowelt fahrlässig unterschätzt, heute absoluter Standard. Nicht nur in hochpreisigen Studios und A‑Produktionen, sondern bis zu kleinsten Budget-Tournee. Nach Jahren der Orientierung und Konsolidierung ist der Markt gegenwärtig aufgeteilt: Player wie Yamaha, Harman, Stage Tec, Avid einerseits, Audiotonix mit den Marken Digico, Allen&Heath, SSL.
Und dann Behringer/Midas andererseits: Vermutlich mit den weltweit höchsten Stückzahlen, einer sehr hohen Marktdurchdringung, und einer über das Behringer X32 eingeführten Plattform, die in unzähligen Varianten ausgespielt wurde.
Das X32 habe ich ab der ersten Studie beobachten können, die Story dazu (und einen Test des Behringer X32) gibt es hier bei Production Partner.
Lesedauer< 1MinuteDas könnt ihr nicht bringen – den Herzschlag der Demokratie stoppen! Die Briten waren fassungslos, als das britische Parlament im Sommer verkündete, nicht nur umfangreiche Sanierungsarbeiten am Londoner Elizabeth Tower durchzuführen, den Brandschutz zu verbessern und das Uhrwerk zu sanieren – auch die Glocken sollten für die gesamte Bauzeit schweigen.
Ruhe halten wollte man schon allein aus Sicherheitsüberlegungen mit Rücksicht auf die im Turm beschäftigten Mitarbeiter – nicht umsonst trägt die 14 Tonnen messende, größte Glocke ihren prägenden Namen „Big Ben“. Deren brachiale Gewalt sorgte bereits während der Inbetriebnahme des Turms vor knapp 160 Jahren für allerhand Malheur. Ein Lautsprecherhersteller bot an, ersatzweise am Tower ein paar Line-Arrays zu fliegen. Nun gab es auch noch witzige Assoziationen rund um diese Idee in den gängigen Facebook-Gruppen. Schnell schob das Parlament ein Update nach: Man wolle alles daran setzen, den Klang der Glocken vielleicht doch früher als geplant wieder über die Stadt erklingen zu lassen.
Ebenfalls mit Sounds in London und aller Welt beschäftigt ist Gareth Owen: Für eine Unzahl an Musicals entwickelte er Sound-Designs, entwarf Beschallungskonzepte, arbeitete an Mikrofonierungen und Monitoring-Lösungen für Band und Tänzer. Ab Seite 12 berichtet Gareth in der neuen Ausgabe von PRODUCTION PARTNER exklusiv, wie er in Berlin dem „Glöckner von Notre Dame“ zu einem druckvollen Sound verhalf. Selbst für ihn überraschend: Die größte Herausforderung war wieder – der Sound der Glocken.
Lesedauer2MinutenNur zwei Beine waren von meinem Ton-Kollegen noch zu sehen, als er sich bäuchlings in die Basshörner seiner gestapelten Wall of Sound hineinrobbte: „Hier kommt irgendwie nix raus?!“ Amp-VUs zuckten, die Kabel waren gecheckt, die Litzen klemmten auf dem Chassis. Des Rätsels Lösung prägte mein junges Verständnis von Phasenlagen: rot und schwarz zu vertauschen bedeutet in einem Subwoofer-Stack „viel Input, dennoch kein nennenswerter Output“. Jahrzehnte später ein ähnliches Aha-Erlebnis, angesagt war eine Produktvorstellung. Hinter den Subs stehend fiel mein Blick auf ein kleines, vom Anschlusskabel herunterbaumelndes Klettband: wie vor einem pulsierenden Gebläse flatterte es im Rhythmus der Demo Tracks auf und ab. Hier wurde mächtig Luft bewegt! Nur zu hören war auch jetzt wieder – eigentlich nix. Diesmal aber mit Absicht, und zwar nur hinter, nicht vor den Subs. Mir war klar: das ist es, jetzt bekommen wir die Bässe in den Griff! Allen Unkenrufen (bezüglich des Mehraufwands) zum Trotz, traten diese Ideen der gezielten Beschallung mit tiefen Frequenzen endlich ihren Siegeszug an.
Um diese Technik soll es in dieser Ausgabe aber nicht alleine gehen, vielmehr hat uns interessiert: Welche neuen Freiheiten bieten sich in der Soundgestaltung, seitdem wir nicht mehr einem mehr oder weniger unbeherrschbaren Herumgedröhne ausgeliefert sind? Wo braucht man Bass, wo nicht? Und welchen Ideen für die Bass-Ästhetik haben Musiker und Studiokollegen, sozusagen als Gegenfrage zum gelegentlich zu hörenden „ihr Beschaller vermurkst immer nur unsere tollen Sounds“?
Damit es dann nicht zu viel wird mit Meinung und Gefühl, fragten wir sicherheitshalber noch zwei Entwicklungsingenieure: Wie baut ihr Subwoofer, an welchen Parametern erkennen wir, ob sie gelungen sind? Und was resümiert Henry Dahmen, einer der zwei nüchternen R&Ds, abschließend?
„Das Auge und Gefühle beeinflussen das Hören viel mehr, als die meisten sich vorstellen können.“
Uffz. Na dann wünsche ich, dass sich unsere Ausgabe 10/2017 von PRODUCTION PARTNER richtig kraftvoll anfühlt – los geht’s: Entweder heute schon in Eurem Posteingang oder hier flott bestellt: PRODUCTION PARTNER Shop
Detlef Hoepfner
Themen in PRODUCTION PARTNER 10/2017
Sub-Special: Wahrnehmung – Bässe wirken mit Beiwerk noch besser
Sub-Special: R&D – Subwoofer designen
Sub-Special: Industrie und Präsentation – To bass or not to bass?
Sub-Special: Der Bass, das Rudeltier
Sub-Special: Musik(re)production – ist das jetzt Bass, oder kann das weg?!“
Lesedauer< 1Minute
Wie entstehen die Messungen für unsere Beschallungs-Tests? Bei der Coverage-Messung eines 3er-Clusters der Amate Audio X12CLA habe ich die Kamera mitlaufen lassen – so aufwändig entsteht eine einzige Darstellung in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Audio & Acoustics Consulting Aachen.