Ratzeburg-Uhus

Uhu RatzeburgDetlef Hoepfner
Lesedauer 2 Minuten

“Eigentlich” woll­ten wir Him­melfahrt 2020 mit unserem Segelvere­in nach Ratze­burg, um dort ein langes Woch­enende segeln zu ver­brin­gen. Das Chaos rund um die Viren-Pan­demie machte uns dort nach langem Hin und Her schließlich doch einen Strich durch die Rechnung.

Als Fam­i­lie waren wir den­noch ein paar Tage in der Stadt, um ein paar famil­iäre Dinge zu erledi­gen – das ver­waiste Segelzen­trum dort zu sehen ohne unsere Segel­gruppe trübte den­noch die Stim­mung. Zur Ablenkung sind wir abends um den (noch immer eingerüsteten) Dom geschlichen und haben den im Turm nis­ten­den Uhus aufge­lauert: Die Jun­gen übten sich ger­ade in ihren ersten Flugver­suche. Wenn man mit etwas Geduld genau die Zeit zwis­chen Aktiv­itäts­be­ginn und der stock­fin­steren Nacht erwis­chte, kon­nte man sie gele­gentlich vor die Linse bekommen.

Familienfreizeit in der Perspektivfabrik

JollenkreuzerDetlef Hoepfner

Lesedauer 2 MinutenFam­i­lien­freizeit in der Perspektivfabrik

Per­spek­tiv­en – wer kön­nte die nicht gebrauchen? Etwas ver­loren gin­gen diese zwei Hauskreisen, die tra­di­tionell seit vie­len Jahren ein­mal im Jahr ins gle­iche Freizei­theim reis­ten. Das war zwar preis­gün­stig, deshalb aber offen­bar auch sooo unrentabel, dass die es betreibende Kirchenge­meinde verkaufen musste. Seit­dem irren wir etwas durch die Land­schaft und lan­de­ten dieses Jahr in der „Per­spek­tiv­fab­rik“ in Möt­zow. Die ehe­ma­lige Ziegelei – ganze Stadt­teile Berlins sind aus den hier gebran­nten Mate­ri­alien gebaut – wurde schon zu DDR-Zeit­en vom „Jung­män­ner­w­erk“ genutzt, nach der Wende entsprechend vom CVJM. Aktuell ist sie als „Per­spek­tiv­fab­rik“ (www.perspektivfabrik.de) auch an die Hen­ry-Maske-Stiftung mit vie­len Jugend- und Ferien­pro­gram­men ange­bun­den. Bed­ingt durch ihre alte Geschichte liegt sie direkt an der wun­der­baren Hav­el-Wasser­land­schaft Bran­den­burgs, ein klein­er eigen­er Mini­hafen ist da fast selb­stver­ständlich, ein schön­er Sand­strand sowieso. Viele der 30 Teil­nehmer macht­en erst ein­mal bere­its auf der Hin­fahrt am ehe­ma­li­gen Gren­züber­gang Marien­born Zwis­chen­stopp, um etwas Geschicht­sluft in den alten Sicherungsan­la­gen zu schnup­pern. Das war offen­bar auch für die Jüng­sten so beein­druck­end, dass später auf dem riesi­gen Freizeit­gelände an der Beet­zsee-Kette von den Kids „Gren­ze“ gespielt wurde … Viele weit­ere anre­gende Ein­drücke gab es dann später bei unseren Aus­flü­gen in die nahe Stadt Bran­den­burg, nach Pots­dam oder ein­fach per Fahrrad in die Dör­fer ring­sum mit ihren Storchennestern, schön restau­ri­erten Höfen oder ver­fal­l­enen Häusern. Bei einem so vom Wass­er geprägten Land­strich darf ein Boot nicht fehlen, und so wurde von uns für die vier Tage auch ein fast 50 Jahre altes, klas­sis­ches Holzsegel­boot herangeschafft (www.holzbootcharter.de), um die Teil­nehmer jeden Tag zum Dom und in die Bran­den­burg­er Innen­stadt zu schip­pern, oder um ein­fach vom Wass­er aus den Mila­nen überm Schilf bei ihren Flü­gen zuzuschauen. Dabei wurde man öfters auch von oben nass – aber als Wup­per­taler ist man ja noch ganz anderes Wet­ter gewohnt.

Inhaltlich standen die vier Tage unter dem Mot­to „Wen­depunk­te“. Dazu gab es einen Aus­tausch untere­inan­der, Beispiele aus der Bibel, ein „4‑Eck­en-Gespräch“ und einen Abend, an dem über viele lebens­bes­tim­mende Fra­gen vor und nach „der Wende“ berichtet wurde: wie über­lebt eine kleine christliche Gemeinde in einem athe­is­tis­chen Staat, wie baut man zudem ein Gemein­de­haus in ein­er Man­gel­wirtschaft, welchen beru­flichen Kon­se­quen­zen ist man aus­ge­set­zt – allein schon unvorstell­bar war für uns der Gedanke an eine latente Bedro­hung, dass der Staat Eltern und Kinder tren­nen könne, weil die Fam­i­lie aus Behör­den­sicht nicht aus­re­ichend lin­ien­treu erschien. Inter­es­sant war dann auch zu ver­fol­gen, wie schwierig der Wech­sel in eine ganz neue Lebenssi­t­u­a­tion zu stem­men war – aber auch welch neue Chan­cen genutzt wer­den, beispiel­sweise indem die Gemeinde trotz nach wie vor schwieriger Struk­turen in der Stadt eine Kindertage­sein­rich­tung baute und sich für sucht­ge­fährdete Kinder engagiert.

Zurück­ge­fahren sind wir nach den Tagen mit vie­len neuen Ein­drück­en und Gedanken – von unge­wohn­ten Stadt­bildern und inten­siv­en Natur­erfahrun­gen über gegen­seit­iges Ken­nen­ler­nen bis zu Lebens­geschicht­en und All­t­ags­fra­gen, die sich manch­mal mehr von unser­er eige­nen Geschichte unter­schei­den als geahnt.

Nun heißt es, das näch­ste Jahr zu pla­nen … und es wäre auch nicht ver­wun­der­lich, wenn das eine oder andere Ferien­haus in der „Per­spek­tiv­fab­rik“ irgend­wann ein­mal wieder Besuch aus Wup­per­tal bekäme. Na und das Holz­boot sowieso!