Vier Jahre warten – Zack, Elektroauto

Lesedauer 7 Minuten
Detlef Hoepfn­er Tes­la-Aus­liefer­ung in Dort­mund – mar­tialis­che Umge­bung im Logistik-“Stadtteil”

Kurz­er Blick zurück auf 2020: Nase gestrichen voll von der Hin­hal­te­tak­tik der Autoin­dus­trie, was alter­na­tive Antriebe ange­ht. 45.000 km jedes Jahr Abgase in die Luft blasen und Ressourcen unwieder­bringlich ver­bren­nen? Sel­tene Erden im Motorstahl, Kobalt dem Sprit beigemis­cht, Abgas-“Reinigung”, die viele Monate gle­ich ganz abgeschal­tet wird. Mit einem Motor, der physikalisch gese­hen eigentlich nur Dreck und Hitze erzeugt, und nur ganz neben­bei eine Klitzek­leinigkeit Bewe­gung. Effizient qua­si Null, sowas kann man sich doch in keinem anderen Lebens­bere­ich son­st leis­ten. „Herr Hoepfn­er, die sind ein­fach noch nicht so weit“, wurde ich ern­sthaft beruhigt. Da war doch was faul. Ich hat­te 2020 aber null Ahnung, was nun hybrid, EBV oder Plu­g­in bedeuten – und so richtig wollte das auch nie­mand ver­mit­teln, hat­te man das Gefühl. 

Also erst mal Diesel abgewählt. Punkt. Der nur auf dem Papi­er Vorteile hat, wenn man zuvor Betrugssoft­ware instal­liert. Der auch nicht wirk­lich weniger Energie ver­braucht als Ben­zin, sie steckt nur etwas höher konzen­tri­ert in der braunen Flüs­sigkeit. Und der im Win­ter noch alles abschal­tet, was an Min­de­streini­gung einge­baut ist. Hust hust! Dass man das als Rad­fahrer im Verkehr hin­ter den blauen Dreck­wolken über­haupt über­lebt, an den Wup­per­taler Steigungen …

Kompromisse, Kompromisse … sind die nötig?

Aber die Zeit drängte, Sachzwänge hier und da und es wurde 2020 ein Hybrid-Corol­la. Ja der, der von Toy­ota damals mit dem in Nor­we­gen als Lüge ver­bote­nen Begriff des „Selb­stau­fladens“ bewor­ben wurde. Was natür­lich Quatsch ist. Er ist ein gutes Auto. Ich hat­te null Ärg­er damit. Ver­brauchte rel­a­tiv wenig. Aber der Hybrid ist eine Krücke, die unnötig den ganzen Ver­bren­nerkram mit herum­schleppt. His­torisch wohl deswe­gen, weil man anfangs eine „aus Grün­den“ bewusst klein gehal­tene Bat­teri­etech­nik lizen­zierte, die sich ein Öl-Mul­ti aus dem unrühm­lichen Dra­ma um den bewusst abgewürgten EV1 von GM (Warum das Elek­troau­to ster­ben musste) gesichert hat­te. Erst im Bestell­prozess kapierte ich, dass Hyundai oder der Prius eigentlich viel kon­se­quenter waren. Ein Schwenk auf den Prius aber wurde vom Verkauf ger­adezu boykot­tiert. Und ja sich­er, es kommt ja Wasser­stoff … was ein Quatsch. Aber dieses tech­nisch absurde AntriebsFörder­dra­ma wäre ein eigenes Thema.

Nur – der Corol­la kam nicht zum geplanten Datum. Pan­demie-Durcheinan­der, und bei Karneval sind Auto­häuser im Raum Köln nicht mehr hand­lungs­fähig. Ich brauchte 2020 also eine Über­gangslö­sung: Ich mietete mutig einen vol­lelek­trischen BMW bei Star­car. Ein schon 2020 total ver­al­tetes Elek­troau­to mit winziger Bat­terie und lah­mer Ladeleis­tung. Star­car hat­te noch weniger Plan davon als ich. Das machte es extra span­nend, und ich hat­te einen Mords-Spaß.

Nach der ersten Woche war mir 100% klar: Die ganzen Bedenken und Ein­wände der Autodeal­er: Bull­shit! Es funk­tion­ierte super für mich. Über­haupt kein Zweifel — das ist es.

Ich hat­te mit dem Hybrid-Corol­la, der nur aus dem Ben­z­in­tank gespeist wurde, das falsche Auto bestellt. Auch wenn die Fahrzeug-App bis zum Schluß immer was anderes sug­gerierte: Das ist ein 100% fos­sil angetriebenes Fahrzeug.

Vier Jahre lang habe ich mich dann mit dem Leas­ing-Kom­pro­miss-Corol­la bei jed­er passierten Ladesäule – also sehr oft – an diese Elek­tro-Expe­ri­ence erin­nert. Und vier Jahre lang haben mir (fast) alle weit­er erk­lärt, dass das ja gar nicht funk­tion­iert. Mit den ganzen Quatschar­gu­menten aus der recht­en Petrol-Ecke, die über BLÖD & Co in die Gesellschaft sickern.

E: nun muss es klappen

2024 beim näch­sten Leas­ing-Ende ein Déjà-vu, wieder die gle­iche Mühe aus den 15 Jahren zuvor, einen Antrieb­swech­sel hinzubekom­men. Beispiel­sweise find­en wir alle gut, wenn Autos gün­stiger wer­den. Autover­mi­eter aber nicht, weil deren Busi­ness anscheinend weniger ist, mir vernün­ftige Mobil­ität anzu­bi­eten, son­dern in sehr kurzen Inter­vallen Massen an irgendwelchen Pkw ein- und wieder auszu­flot­ten. Also da bin ich raus. Aber nochmal warten auf … ja was eigentlich?

Irgend­wann geht einem ja auch die Zeit aus. Und im Früh­jahr 2024 fragte man sich als Deutsch­er eh in mehrfach­er Hin­sicht ganz neu: Wofür ste­ht man selb­st? Wer definiert, wie ich mein Leben gestalte? Und wenn ich einen Stand­punkt finde – wie real­isieren ich ihn prak­tisch? Ich rette nicht die Welt. Aber ich kann mich ver­ant­wor­tungs­be­wusst ver­hal­ten – oder auch nicht. 

PV auf dem Haus­dach war eine der alter­na­tiv erwo­ge­nen Optio­nen der eige­nen Dekar­bon­isierung. Unser Dach ist aber mäßig geeignet, der eigene Stromver­brauch eh niedrig. Da würde ein E‑Pkw doch einen viel direk­teren, deut­lichen Effekt bewirken. Mit dynamis­chem Strom­tarif kön­nte er sog­ar helfen, das Netz zu sta­bil­isieren. Der Akku auf Rädern ist ja poten­ter als alles, was man sich in den Keller stellen würde.

Neben den üblichen Verdächti­gen wie VW ID, Sko­da, MG etc. habe ich auch das Tes­la M3 erwogen, mit dem wir schon gute Erfahrun­gen sam­melten. Aber das For­mat passt nach diversen Fahrten und Kurzzeit­mi­ete ein­fach nicht zu uns. Tech­nisch aktu­al­isiert war er auch wieder teur­er als zuvor. Anfang 2024 zudem totaler Wilder West­en im Preis­ge­füge. Förderung weg, Preise oben, dann wieder unten … 

Autokauf in drei Minuten, Lieferung in 1 Woche

Im Früh­jahr dann plöt­zlich eine Preis­senkung beim Tes­la Mod­el Y, eine 0%-Finanzierung, AHK gibt es auch. Mit nun über vier Jahren Beschäf­ti­gung mit dem The­ma im Rück­en daher kurz entschlossen nochmal über Nacht Probe­fahrt mit dem Y, den wir nie richtig auf dem Schirm hat­ten. Bei ähn­lich­er Ausstat­tung (ob man die braucht – andere Frage) eher auf gehoben­em Golf-Niveau. Also dann bestellt – via App in ca. drei Minuten. Finanzierung nochmal eine Stunde. Etwas Aus­tausch zu den Ver­sicherun­gen, Num­mern­schilder online bestellt und ras­ant geliefert. Mor­gens einem Zulas­sung­ster­min aufgelauert.

Nach ein­er Woche (!!!) war er aus Grün­hei­de in Dort­mund und ich habe ihn abge­holt. Raus­gekom­men ist dabei noch eine schöne 45-km-Rad­tour Wup­per­tal-Dort­mund (Komoot-Track hier).

In dieser Zeit ist es par­al­lel Toy­ota nicht ein­mal gelun­gen, mir einen Ter­min für die Leas­ing-Rück­gabe zu nen­nen. Von dem ganzen wichtigtuerischen Autoverkäufer-Gehabe der let­zten Wochen an diversen Orten mal ganz abge­se­hen, da bin ich nun mit 62 Jahren auch final bedi­ent, lebenslange Fehlber­atung. Dafür Gratis-Fuß­mat­ten und Schlüs­se­lan­hänger. Nie wieder.

Fast wie mein Käfer

Der (das?) Y passt auf unseren engen Stellplatz und wir fühlen uns im Han­dling bei­de wohl damit. Lade­vol­u­men riesig. Unterm Kof­fer­raum noch ein Riesen­fach. Stan­dard­bat­terie statt teurem Riesend­ing, statt Spe­icher­menge zählt heute sowieso eher flotte Ladeleis­tung unter­wegs. Hin­ten kann man im Y sitzen (im Gegen­satz zum Mod­el 3). Heck­antrieb wie mein Käfer, und noch eine Analo­gie: auch über der Vorder­achse („Motorhaube“ trifft’s ja nicht?) nochmal Lader­aum. Made in Ger­many, so weit es derzeit geht. Und 2022 der inter­na­tion­al meistverkaufte Pkw (über alle Antriebe, nicht nur “E”). Also gibt es von diesem “Volks-Tes­la” genug Masse, dass man nicht später bei Repara­turen etc. nicht mit einem Son­der­ling zurückbleibt.

Technisch elegant

Trotz vier Jahren „Recherche“ habe ich mich doch in einem Punkt geir­rt. Ja, der Y hat auch paar Nachteile, die mir klar waren – oder auf die ich mich ein­lassen musste. Ja, ich würde mir paar mehr Schal­ter wün­schen. Das Fahrw­erk ist etwas polterig. Gelsenkirch­en­er Barock aus Plas­tikholz ist auch kaum zu unter­bi­eten. Auch ist der Tes­la-Chef in manch­er Hin­sicht noch indiskutabler als manch­es andere Man­age­ment der Auto­mo­tive-His­to­rie. Dafür kön­nen aber die x‑tausend Mitar­bei­t­erin­nen und Mitar­beit­er in Grün­hei­de nix. Aber erst nach ein­er län­geren Y‑Praxis nun wird mir klar, wie weit 2024 noch immer der Vor­sprung von Tes­la gegenüber den Mod­ellen, die ich ver­glichen hat­te, ist. Man würde es vielle­icht mir Con­ve­nience beze­ich­nen. Ich weiß z.B. nicht ein­mal genau, wieviel km “Reich­weite” er hat. Wofür auch.

Tschüss Inspektions-Geschäftsmodell

Eine Erlö­sung ist der Weg­fall rit­u­al­isiert­er, über­teuert­er Inspek­tio­nen. Gibt vielle­icht Her­ren, die solcher­art Pein genießen. Ich brauche diese Schmerzen nicht. Fehler fall­en spätestens in der HU auf und wer­den dann behoben, Bremsen/Klima alle x Inter­valle gecheckt. Was will man da son­st auch „inspizieren“? Kein Wun­der, dass ein Auto­haus kom­plex-anfäl­lige Tech­nik lieber verkauft.

Wir haben zwar noch den vier Jahre alten Stapel Ladekarten aus der Zeit unser­er dama­li­gen i3-Miete. Damit kön­nen wir schon umge­hen, und Laden bei Lidl ist (Stand jet­zt) eh preis­lich der Knaller. Aber mit dem Tes­la-eige­nen Super­charg­er-Netz und der beein­druck­enden Navi-Inte­gra­tion hätte ich null Bedenken, auch Neulinge damit auf eine Langstreck­en­fahrt zu schick­en. Bei der Abhol­ung aus Dort­mund habe ich das Team direkt gebeten, den sehr leeren Neuwa­gen schnell wieder abzuk­lem­men. Nach ein­er Verzögerung in der Abhol-Warteschlange wollte ich endlich starten. Laut Tes­la-Navi komme ich doch mit 4% Akku am Ziel an, dann passt das schon!

Das Gesamtkonzept Antrieb / Akku / Soft­ware / Ladenetz wirkt also ein­fach wie aus einem Guss. Kein Geprick­elt, son­dern neu gedacht “from scratch”. Meine Peu­geots hat­ten nicht mal gle­iche Bedi­en­logik inner­halb zweier Soft­ware-Tabs (da offen­sichtlich zusam­mengestück­elt). Hier spricht die Heizung mit der Wärmepumpe mit der Lade­pla­nung mit dem Motor … und und und. Das Y wirkt so tech­nisch unglaublich inte­gri­ert, effizient und damit auch ele­gant. Dafür kann ich mich begeis­tern! Kaum einen Tag hier, gab es das erste Update mit Funk­tion­ser­weiterun­gen Over-The-Air. Wobei OTA hier nicht für “Over The Auto­haus” ste­ht, son­dern via unseren WLAN-Repeater, der über den Garten reicht.

Dass hier alles über ein Dis­play, die Knöpfe am Lenkrad und die Sprach­s­teuerung bedi­ent wird, ist ver­mut­lich weniger eine Design-Entschei­dung. Ver­mut­lich macht das so ein Konzept die radikale tech­nis­che Sys­tem­inte­gra­tion über­haupt erst (und noch finanzier­bar) möglich. Dinge wie eine Wärmepumpe sind beispiel­sweise in anderen Pkw nur eine Option, die dann wohl angestück­elt wird. Hier ist sie zen­tral: Es ist draußen kalt, man selb­st entspan­nt? Dann schal­tet man die Fahr­dy­namik eine kaum spür­bare Stufe runter auf “läs­sig”. Schon verteilt das Wärme­m­an­age­ment die Tem­per­atur etwas mehr in die Kabine statt auf die fröstel­nde Bat­terie, der dafür ger­ade die anstren­gende Spitzen­las­ten erspart bleiben. Und spart so hier ein Prozent, dort ein Prozent.

Nun muss ich nur noch die däm­liche Blende über der AHK auf­bekom­men, der Y‑S­tan­dard-Aufreger. Aber dann zieht es 1,6 Ton­nen – dafür brauchte es dann gle­ich mehrere Corolla!

Und nach so viel Lob­hudelei darf mein Empfehlungs-Link https://ts.la/detlef192771 nicht fehlen, den du bei Probe­fahrten oder gar Bestel­lun­gen nutzen kannst. Wir bekom­men bei­de einen kleinen Bonus – ich weiß aber noch nicht, was 😉

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